Aberglaube
Aberglaube als Systembegriff
Was hätte Niclas Luhmann zum Aberglaube gesagt? Der berühmte Soziologe hätte mild gelächelt und mit drei Gedankensprüngen verkündet: Aberglaube ist ein innersystemischer Schutzbegriff, der das System Glaube abgrenzt, schützt und unter Strafe stellt. Aberglaube definiert ein moralisch abschätziges Urteil über die Ungläubigen, naturmystisch Gläubigen, anders-Gläubigen. Im Gleichen Betrachtswinkel kommt einem auch schnell der Begriff der Häresie in den Gedankenkasten gesprungen. Wiki schreibt darüber:
Bildrechte Aberglaube pixabay CC Tomasz_Mikolajczyk
Häresie (von altgriechisch αἵρεσις, haíresis, Wahl, Anschauung, Schule, Ketzerei),[1] auch Heterodoxie (von ἑτεροδοξία, heterodoxia, abweichende, verschiedene Meinung)[1] ist eine Bezeichnung für eine Aussage oder Lehre, die im Widerspruch z. B. zu der Lehre einer Doktrin, Ideologie, den Glaubensgrundsätzen einer Kirche bzw. Religion oder einer anderen vorherrschenden Auffassung steht und beansprucht, selbst die bzw. eine Wahrheitrichtiger oder besser als andere Lehren, Meinungen, Weltanschauungen oder Philosophien zum Ausdruck zu bringen. Ein Gegenbegriffe ist Orthodoxie (Rechtgläubigkeit)
Eine Lehre oder Lebensform kann prinzipiell nur relativ zu einer anderen – orthodox beurteilten – als häretisch bezeichnet werden.[2]
Der Begriff Häresie wird sowohl im Kontext der katholischen Kirche gebraucht als auch in orthodoxen, protestantischen bzw. evangelischen Kirchen, im Judentum, Islam sowie einigen anderen Religionen
Innerhalb des bestehenden Glaubenssystems ist es aus systemischen Gründen unzulässig, dass andere Glaubensimperative die Kerne des Glaubens überlagern. Warum die Menschen glauben, dass ein vierblättriges Kleeblatt, das in Wirklichkeit nichts weiter als eine Genmutation ist, Glück bringen soll, scheint mir nicht nur rätselhaft zu sein, sondern sogar rindsochsig. Genauso idiotisch der Mystizismus mit der schwarzen Katze, die von links nach rechts wandert auf der Straße und Unglück bringen soll, oder umgekehrt bullshit.
Einzig der Gedanke der self-fullfilling-prophesy kann noch halbwegs förderlich sein. Indem wir selbst uns vorspiegeln, dass das Kleeblatt Glück brächte, werden wir innerlich auf einen anderen Tonus gebracht, und weil wir dann anders schwingen, könnte der Glücksanteil an diesem Tage höher sein. Auch ist hier der Gedanke des Betrachtungswinkels zu nennen, siehe auch hier. Wie erscheint uns die Welt, der Tag, die Stunde? Wenn wir negativ in den Tag schauen, wird er auch so werden. Wenn wir uns erfreuen an dem Sonnenaufgang des Tages, das Herz hochspringen lassen, dann ist die Grundbasis für einen guten Tag, gute Woche, guter Monat gelegt.
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