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Aussöhnung am Sterbebett

Aussöhnung am Sterbebett

Ein lichtvoller Artikel findet sich in der FAZ zu dem wirklich tiefbewegenden Thema, ob eine Aussöhnung am Sterbebett möglich ist. Aus der Erfahrung von 10 Jahren ehrenamtlicher Sterbebegleiter kann ich nur sagen, dass ich das immer versucht habe, aber sehr oft gescheitert bin. Manchmal sind die Familiensysteme so vertrackt und verbohrt, dass man auch mit Engelszungen reden kann und es wird nichts mehr. Das liegt nicht immer an den „undankbaren“ Kindern, sondern an den eigenweltlichen Lebensbezügen und Lebenszuschnitten der älteren Generation. Ich erinnere mich noch an einen hochintelligenten Physiker, um die 70 Jahre, der in seiner Umgebung nur noch Dienstleister hatte. Seine ganze Familie, Frau, Kinder hatte er mit seiner aggressiven und herrischen Art ausgesperrt.

Als Idealist möchte man gerne die ideale märchenhafte Zauberwelt zusammenfügen, aber das gelingt nicht immer. Eigentlich gilt der schöne Gedanke, das man sich selbst im SEIN verankern sollte, sich selbst tief verwurzeln sollte im Leben und dadurch die Abhängigkeitsgefühle von vermeintlich unhintergehbar wichtigen Menschen ein wenig drosseln kann.Achtsamkeit

Die FAZ interviewt Frau Dr. theol. Gesine Palmer aus Berlin als „Expertin“. Eigentlich hätte ich an dieser Stelle einen Familientherapeuten als Experten eingeführt. Anyway – Frau Dr Palmer führt in der FAZ aus:  (Autorenrechte bei der FAZ)


 

Verachtung der Eltern ist eine „existenzielle Verletzung“

„Wir Überlebenden müssen lernen, mit bestimmten Fakten zu leben und damit umzugehen“, sagt Gesine Palmer, Religionsphilosophin und Trauerrednerin. Doch mit der Verachtung der eigenen Eltern zu leben sei das Schwerste, was es gebe. Das sei eine „existentielle Verletzung“. Hinzu komme, dass der Moment des Sterbens viel bedeutungsgeladener sei als viele andere Momente. „Alles, was da passiert, hat eine Relevanz, die nach dem Tod bleibt. Damit müssen die Nachkommen, solange sie leben, umgehen.“

Deswegen müsse man solche letzten Momente in Relation zum ganzen gelebten Leben setzen. Eine Tochter wie Claudia W. habe sich ja nichts vorzuwerfen. Sie müsse aber fortan mit dem Wissen leben, dass sie sich nicht versöhnen konnte, und könne nach dem Tod der Mutter lediglich versuchen zu lernen, sich selbst anzunehmen und das Vorgefallene nachzuarbeiten.

Keine Pflicht zur Versöhnung

Denn eine Pflicht zur Versöhnung, da ist sich die Religionsphilosophin sicher, gibt es nicht. „Vielleicht war es für diese Mutter die letzte Waffe der Verzweiflung, die Versöhnung zu verweigern“, mutmaßt sie, „und dazu hat sie das Recht!“ Andererseits könne unsere Menschlichkeit uns aber auch veranlassen, uns mit Menschen zu versöhnen, mit denen wir uns eigentlich nicht versöhnen wollten.


 

Hier könnt ihr den ganzen FAZ Artikel lesen  –link zur FAZ

Bildrechte: pixabay, link

About the author

Giovanni

Giovanni ist studierter Jurist und Philosoph als Marketingleiter bei einem Mittelständler unterwegs, Geschäftsführer einer Agentur, ehrenamtlicher Sterbebegleiter, zertifizierter Trauerbegleiter, Beirat ITA Institut für Trauerarbeit, Mitgliedschaften: Marketing Club Hamburg, Büchergilde Hamburg, Förderverein Palliativstation UKE, ITA, Kaifu Lodge, Kaifu-Ritter