Berliner Stadtschloß- Regressions-Schub
Update Berliner Stadtschloß. Wie jetzt, März 2016 verlautete soll das Berliner Stadtschloß eine Restauration auf dem Dach der Anlage bekommen mit 200 Sitzplätzen. Irgendwie bekomme ich mit dem Historismus-Gedanken nicht zusammen. Entweder man versucht das Stadtschloß so aufzubauen, wie es war, dann geht auch kein Restaurant, oder man wirft gleich alle kulturellen Leitlinien von historischer Wahrhaftigkeit über Bord und schreibt drauf „Inspiriert von Disney und unserem allgegenwärtigen Pragmatismus“.
In Berlin wurde am 12.06.2015 das Richtfest des Berliner Stadtschlosses gefeiert. Was völlig krank an dem Entwurf des italienischen Architekten ist, dass der nach Osten weisende Fassadenteil nicht dem historischen Vorbild entsprechend ist, sondern eine moderne Fassade aufweisen wird. Man hätte gar keinen Architekten gebraucht. Man nehme die alten Baupläne, gebe es einer Baufirma und sag : Los gehts. Jetzt haben wir erneut einer artifizielle Überformung von Modernismen in einer historischen Wirksubstanz – Destillat von 500 Jahren Preussischer Regentschaft und adliger Gesellschaftsstruktur. Das Stadtschloss Berlin ist einem jahrhundertelangen Bauprozess entstanden. Angefangen von Nucleus wurde das Schloß ständig erweitert und erweitert. Dass nun die Geschichtsverachtung der DDR durch diesen Wiederaufbau geheilt wird, können wir nur nachdrücklich begrüßen. Sobald das Gebäude fertig ist, komme ich nach Berlin, meiner zweiten Heimat, und lasse mich vom Raumgefüge im Herzen in die geistige Welt des Damals tragen. Böswillige, misepampel Geister könnten das Berliner Stadtschloß auch als Regressions-Bewegung einordnen.
Eigentlich ist dieser Rückbau zum historischen Berlin hübsch für die Touristen und gleichzeitig eben auch eine absolute FAKE-Veranstaltung wie das unweit gelegene Nikolai-Viertel.
Berlin.de schreibt: „Das Nikolaiviertel an der Spreeinsel ist eine Art Freilichtmuseum des zerstörten Alt-Berlin. Beherrscht wird das kleine, von zahlreichen Cafés und Restaurants durchzogene Quartier durch die Nikolaikirche. Dieses älteste erhaltene Bauwerk Berlins beherbergt heute ein Museum für sakrale Plastiken. Der ursprüngliche Bau, der teilweise in dem neuen Kirchenhaus des 15. Jahrhunderts erhalten ist, stammte aus dem Jahr 1230. Das neogotische Turmpaar wurde 1878 errichtet. Erst 1980–87 wurde die völlig ausgebrannte Ruine wieder aufgebaut.
Im Nikolaiviertel, zwischen Spree, Berliner Rathaus und Mühlendamm gelegen, wurden 1981 bis 1987 etliche historische Häuser aus dem 17., 18. und 19. Jahrhundert, die ursprünglich woanders standen, rekonstruiert. Etwa das Ephraim-Palais am Mühlendamm, ein bedeutender Bürgerpalast aus der Mitte des 18. Jahrhunderts. Auch die Gerichtslaube an der Poststraße ist eine Kopie. Originalgetreu rekonstruiert wurde der Gasthof Zum Nussbaum an der Propststraße, 1507 erbaut. Am Nikolaikirchplatz stehen das Wohnhaus von Gotthold Ephraim Lessing aus dem 17. Jahrhundert und das Knoblauchhaus(1759–61), in dem sich eine Ausstellung über die Zeit des Biedermeier und die einflussreiche Familie Knoblauch befindet.