Das gleiche Phänomen kennt man auch von älteren Kindern und Erwachsenen, die einen Berührungsreiz an den Füßen oder auch den Händen ebenfalls nicht mehr so leicht verorten können, wenn sie diese überkreuzt haben. Das hängt damit zusammen, dass unsere Wahrnehmungswelten nicht so strikt voneinander getrennt sind, wie wir oft glauben: Berührt uns jemand, fließt etwa auch der visuelle Eindruck dieser Berührung mit in die kognitive Verarbeitung ein, so dass wir taktile Reize letztlich nicht nur mit bestimmten anatomisch definierten, sondern auch mit räumlich definierten Koordinaten in Verbindung bringen. Liegt dann zum Beispiel die rechte Hand plötzlich auf der anderen Seite, kommen wir durcheinander.

Im Alter von vier Monaten tun Babys das aber offenbar noch nicht: Im Gegensatz zu den älteren Kleinkindern wackelten sie in dem Versuch nämlich auch bei überkreuzten Beinen weiterhin meist mit dem richtigen Fuß. Bremner und sein Team schließen daraus, dass Kinder Berührungen in den ersten Lebensmonaten möglicherweise noch getrennt von dem wahrnehmen, was sie sehen, hören oder vielleicht auch riechen. Sie können sie daher nur im Bezug zu ihrem Körper verorten, nicht aber im Bezug zur Außenwelt. Diese Fähigkeit müsse nach der Geburt erst erworben werden. Möglicherweise verstehen sie dadurch nicht einmal, dass Mama oder Papa sie tatsächlich gekitzelt hat, wenn es plötzlich am Körper kribbelt. Ähnlich verhält es sich im fortgeschrittenen Alter nur bei Menschen, die bereits blind zur Welt gekommen sind. In Tastsinnexperimenten stört es sie ebenfalls wenig, ob sie ihre Arme oder Beine nun überkreuzt haben oder nicht: Sie können auch in ersterem Fall Berührungsreize präzise verorten. Menschen, die ihr Augenlicht erst im Lauf der Zeit verlieren, besitzen diese Fähigkeit schon nicht mehr.

ein spannender Beitrag über die Tastkörperchen findet sich beim WDR, Quarks, link