Demut als Lebensführungs-Topos
Demut heißt sich bewusst zu sein, dass wir nur ein kleiner Teil im Gesamt-Kosmos sind – unsere Seele wirkmächtig im Sein ist, aber nicht die Welt regiert. Die Verfolgung des Minimax-Prinzips führt nicht zum maximalen Glück. (minimale Einsatz, maximaler output) . Der Betriebswirtschaftler nennt das auch gern „Allokation der knappen Ressourcen“ – hübsch mathematisch formuliert, aber es führt nicht zum Gefühl und zur Demut gegenüber der höheren Macht. Die Klostermönche leben Demut in Reinform. Wir nicht Kloster-Nonnen und Mönche können uns dennoch einer demütigen Lebensweise befleißigen und so unser Leben beflügeln.
Demütig sein gegenüber den Impulsen des Lebens ist eine Tugend, die in der modernen Welt völlig verloren zu gehen scheint. Wenn ich in den Alpen wandern gehe, kann man man das Gefühl der Demut gegenüber der göttlichen Schöpfung spüren. Demut heißt aber auch, sich nicht selbst zu highlighten, nicht selbst seine Kraft absolut zu setzen und zu sehen, dass es deutlichst wirkmächtigere Kräfte im Welten-Sein gibt.
Wenn wir im Kloster eine Auszeit nehmen, dann ist das eine super Gelegenheit sich in Demut in der Welt zu verorten – hier eine Klosterempfehlung, link. Untenstehend findest du die Regel des Heiligen Benedict, über 1000 Jahre alt, zum demütigen Leben in der Welt.
Abgrenzung Demut versus Allmachtsphantasie
In der Psychologie wird eine Überformung von Weltgeltung gerne als Allmachtsphantasie tituliert. link. Oftmals wird die Allmachts-Phantasie auch in Verbindung mit Narzissmus gebracht. Insofern sollten Menschen die die Welt für sich zu vereinnahmen trachten, sich in Demut neigen. Allmachtsphantasie kann auch keine Weltgeltung haben, weil wir umgeben sind von restriktionalen Gesetzen der Natur und der gesellschaftlichen Normenlegung. Gesetze im gesellschaftlichen Zusammenhang sind Regeln für ein auskömmliches Miteinander. Je bescheidener und demütiger wir sind, um so weniger Gesetzeskonflikte gibt es.
Epiklet Demuts- Theorie
Eine schöne Gedankentreppe zur Demut ist die von Epiktet:
Nie lass durch den Gedanken beunruhigen: „Ich werde ohne Ehrung und Bedeutung mein Leben hinbringen müssen.“ Wäre Mangel an Ehre ein Übel, so kann dich doch niemand in dasselbe stürzen, so wenig als in eine Schande. Ist es deine Sache, Ehrenstellen zu erlangen, oder zu Gastmählern geladen zu werden? Keineswegs. Wie kann es denn Unehre für dich sein? Und wirst du unbedeutend leben, da du gerade für die Dinge, die in deiner Macht stehen, bedeutend sein und dir die größte Ehre erwerben kannst? Aber (sagst du) meine Freunde werden hilflos sein? Allerdings werden sie von dir kein Geld erhalten, und du wirst sie nicht zu römischen Bürgern machen können. Wer sagte dir, dass dies Dinge sind, die in unserer Macht stehen, und nicht vielmehr fremde, und wer kann andern geben, was er selbst nicht hat? Eben deshalb (sagst du) muss man Vermögen erwerben, damit die andern auch haben. Wenn ich ohne Verletzung des Gewissens, der Redlichkeit und einer edlen Gesinnung Besitztümer erwerben kann, so zeigt mir diesen Weg, so will ich sie erwerben. Verlangt ihr aber von mir, dass ich meine (wahren) Güter aufgeben soll, damit ihr Nichtgüter erwerbet, so müsst ihr selbst es einsehen, wie unbillig und unverständig ihr seid. Welches wollt ihr lieber: Geld oder einen treuen, gewissenhaften Freund? Darum hilft mir lieber zu dem letzteren und verlangt nicht, dass ich etwas tue, wodurch ich diese Eigenschaft verlieren würde. Aber das Vaterland – so sprichst du – wird die Hilfe, die ich ihm leisten könnte, entbehren müssen. Dagegen sage ich: welche Hilfe meinst du? Allerdings wird es durch mich weder Säulenhallen noch Bäder erhalten; aber was tut das? Es bekommt auch keine Schuhe von einem Schmied und keine Waffen von einem Schuster. Nützest du dem Vaterland nicht auch, wenn du ihm andere zu treuen, gewissenhaften Bürgern erziehst? Das wohl. Also bist du ihm nicht unnütz. Welche Stellung aber, sprichst du, soll ich im Staate einnehmen. Welche du mit Treue und Gewissenhaftigkeit bekleiden kannst. Andernfalls, was würdest du dem Vaterlande nützen, wenn du unverschämt und treulos geworden wärest?
Demut als Führungsinstrument und Einstellung zur Unternehmensführung
In einem Beitrag des headhunter Portals experteer schreibt der Geschäftsführer des Kloster Andechs, wie man erfolgreich ein Unternehmen führt, mit einer kräftigen Priese Demut. Hier weiterlesen. Ich selbst habe bei Pater Anselm Grün im Kloster Münsterschwarzach ein Seminar vor ein paar Jahren zur Führungsmöglichkeit qua Klosterregeln besucht. Die Klosterregeln sind schon 2000 Jahren alt und vom Heiligen Benedict geschrieben. Das war schon spannend. Die Umsetzung in der harten Wirtschaft nicht so einfach. Der Kurs wird regelmäßig im Kloster Münsterschwarzach angeboten. Hier klicken.
Bild der Demut englisch humility
Demut aus Sicht der Klosterbrüder Benediktiner
Die Demut
- Die achte Stufe der Demut: Der Mönch tut nur das, wozu ihn die gemeinsame Regel des Klosters und das Beispiel der Väter mahnen.
- Die neunte Stufe der Demut: Der Mönch hält seine Zunge vom Reden zurück, verharrt in der Schweigsamkeit und redet nicht, bis er gefragt wird.
- Zeigt doch die Schrift: „Bei vielem Reden entgeht man der Sünde nicht.“
- „Der Schwätzer hat keine Richtung auf Erden.“
- Die zehnte Stufe der Demut: Der Mönch ist nicht leicht und schnell zum Lachen bereit, steht doch geschrieben: „Der Tor bricht in schallendes Gelächter aus.“
- Die elfte Stufe der Demut: Der Mönch spricht, wenn er redet, ruhig und ohne Gelächter, demütig und mit Würde wenige und vernünftige Worte und macht kein Geschrei,
- da geschrieben steht: „Den Weisen erkennt man an den wenigen Worten.“
- Die zwölfte Stufe der Demut: Der Mönch sei nicht nur im Herzen demütig, sondern seine ganze Körperhaltung werde zum ständigen Ausdruck seiner Demut für alle, die ihn sehen.
- Das heißt: Beim Gottesdienst, im Oratorium, im Kloster, im Garten, unterwegs, auf dem Feld, wo er auch sitzt, geht oder steht, halte er sein Haupt immer geneigt und den Blick zu Boden gesenkt.
- Wegen seiner Sünden sieht er sich zu jeder Stunde angeklagt und schon jetzt vor das schreckliche Gericht gestellt.
- Immer wiederhole er im Herzen die Worte des Zöllners im Evangelium, der die Augen zu Boden senkt und spricht: „Herr, ich Sünder bin nicht würdig, meine Augen zum Himmel zu erheben.“
- Und ebenso sagt er mit dem Propheten: „Gebeugt bin ich und tief erniedrigt.“
- Wenn also der Mönch alle Stufen auf dem Wege der Demut erstiegen hat, gelangt er alsbald zu jener vollendeten Gottesliebe, die alle Furcht vertreibt.
- Aus dieser Liebe wird er alles, was er bisher nicht ohne Angst beobachtet hat, von nun an ganz mühelos, gleichsam natürlich und aus Gewöhnung einhalten,
- nicht mehr aus Furcht vor der Hölle, sondern aus Liebe zu Christus, aus guter Gewohnheit und aus Freude an der Tugend.
- Dies wird der Herr an seinem Arbeiter, der von Fehlern und Sünden rein wird, schon jetzt gütig durch den Heiligen Geist erweisen.
Ein klösterlicher Text über Demut aus dem Badischen
Quelle; link.
Demut Eine der Grundtugenden des Mönchs und der Nonne: Bewusster Verzicht auf Selbsterhöhung und Stolz. Nach Kapitel 7 der Benediktinerregel hat die Demut 12 Stufen: |
Bilder: Aufmacherbild: chinesisches Zeichen für Demut
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