Einen der spannendsten Orte, die ich kenne ist das Gasometer in Oberhausen. Oberhausen liegt im Ruhrgebiet, mitten drin. In der Zeit der Industrialisierung brauchte die Hüttenwerke große Gasspeicher. So entstanden eine Reihe von Gasometern. Noch in den 50er Jahren waren über 100.000 Arbeiter in Oberhausen mit diesem Wertschöpfungsgefüge beschäftigt. Wie alles in der Welt ändert sich ganz viel, bis alles und schon 1980 war der Turm der Bändigung von Gas überflüssig. Dankenswerter Weise hat sich ein Verein dem Objekt angenommen und es zu einem Schutzgut erklärt, renoviert und einen gläsernen Fahrstuhl eingebaut. Im Gasometer Oberhausen finden geile Ausstellungen, Konzerte statt und das obergeilste ist der leere Raum an sich, weil man gefangen genommen wird von den unfasslichen Dimensionen. Auf der Platte aus Stahl von 40 Meter Durchmesser, die vormals schwebend auf dem Gasschatz lag und den Raum variabel gestaltete steht man ohne Geländer in einer dämmrigen Dunkelheit, und würde gerne ein Seil haben oder ähnliches um den Lebenshalt, den Orientierungsinn zu stützen. Das Gasometer ist über 110 Meter hoch und wallt einem ein riesiger Raum entgegen, wenn man den Blick nach oben wirft. Auch hübsch ist ein bisschen darin zu singen. Unglaubliche Hall-Effekte stellen sich, die von keinem Kirchenraum aufgeholt werden können. Von außen lässt sich der Turm auch besteigen, per Treppe oder Fahrstuhl und auf seinem Dache kann man windumtost ins Ruhrgebiet schauen. Schwindelfrei sollte man schon sein, auch wenn genügend Schutzgitter angebracht sind. Der Gasometer ist ein Relikt aus der Industrie-Baron- Zeit der Schwerindustrie, die das Ruhrgebiet weltweit berühmt gemacht haben. Oftmals haben Kriegsparteien es annektiert als Kernschmelzort der industriellen Potenz und Wertschöpfung des Deutschen Reichs. Man könnte auch etwas romantisierend formulieren: Der Gasometer ist ein Kirchturm der Schwerindustrie.
Der Gasometer steht für mich für ERHABENHEIT und Entgrenzung. Einfach geil. Es lohnt sich dahinzubrausen. Er ist direkt an einer der 1000 Autobahnen, die das Ruhrgebiet durchkreuzen und verfügt über einen eigenen Parkplatz, neben dem Klettergarten.