brauchen wir für einen echten christlichen Glauben eine Gebrauchsanweisung?
Diese Frage stellte sich Christian Modehn im Glaubensfeature des NDR am 19.2.17.Der Autor ist Gründer und Initiator des „Religionsphilosophischen Salons Berlin“. Der studierte Philosoph arbeitet seit langem als freier Journalist über die Themen Religionen, Kirchen und Philosophien. Hier könnt ihr das ganze Skript finden, link.
„Alle christlichen Kirchen sind bestrebt, in umfangreichen Büchern den „ganzen Glauben“ darzustellen. Auch die Reformatoren Luther und Calvin hatten den Ehrgeiz, ihre protestantische Theologie einprägsam zu verbreiten, etwa im „Augsburger Bekenntnis“ oder im „Heidelberger Katechismus“. Der Titel dieser klassischen 3 Glaubensbücher bezieht sich auf das altgriechische Verb κατηχεῖν (sprich: kat – ech – ein); es bedeutet wörtlich übersetzt „von oben herab tönen, ergötzen, bezaubern“. Diese ursprüngliche Bedeutung hatten die Menschen im 8. Jahrhundert wohl längst vergessen, als die ersten umfassenden Katechismen in den Klöstern geschrieben wurden. Dabei ist die ursprüngliche griechische Wortbedeutung durchaus treffend: Denn diese Lehrbücher wurden von oben herab, von Päpsten, Bischöfen und Theologen den Laien, dem Volk, vorgesetzt, als geistliche Nahrung, wie es hieß. Ob die Laien von diesen Büchern immer bezaubert oder gar ergötzt wurden, ist fraglich angesichts der nüchternen, trockenen Theologensprache.“
Wir brauchen kein Anleitungsbuch für das Glauben an-sich!
Natürlich brauchen wir keine elaborierte Gebrauchsanweisung, um an Gott glauben zu können, um ihn verstehen zu können. Wenn man ein paar Grundzüge verstanden hat, insbesondere die wichtigen Stellen in der Bibel kennt, der kann genauso ein guter Christ sein. Die verschiedenen Kirchen vertreten natürlich die Auffassung, dass nur durch ihre Auslegung man im Glauben wachsen kann, und sich nicht auf irrigen Holzwegen einen eigenen Glauben zurechtzimmert, der nicht dem ursprünglichen Sinn des Glaubens entspricht.
Auch vertritt die Kirche die Meinung, die sicherlich auch gut begründbar ist, dass man im Glauben nur fortschreiten kann, ihn innerlich fortschreiben, wenn man sich in die christliche Gemeinschaft der Gläubigen, sprich Gemeinde begibt.
Für mich persönlich waren gute Predigten, davon gibt es in der Amtskirche leider viel zu wenige, immer eine gute Anleitung über dies und das nachzudenken und meinen inneren Wesenskern fortzuentwickeln. Sehr gute Predigten kann man höhren in der Hippster- Jungend-Freikirche „Hamburg Projekt“, hier klicken.
Modehn schreibt weiter für den NDR:
„Vom Himmel hoch kommend landet der Leser schließlich nach hunderten von Seiten bei den irdischen, auch den ethischen Fragen. Der Evangelische Erwachsenenkatechismus aus dem Jahre 1977 breitet diese Lehre auf 1.356 Seiten aus. Die aktuelle Ausgabe, als „Kursbuch des Glaubens“ angepriesen, umfasst nur noch 1.020 Seiten. Katholiken könnten da fast eifersüchtig werden; denn die römische Glaubensbehörde hat für ihren offiziellen Katechismus nur 816 Seiten zustande gebracht. Dabei erscheint doch der katholische Glaube schon aufgrund der Heiligenverehrung, des Papsttums und der sieben Sakramente sehr viel inhaltsreicher. Wie auch immer: Diese Bücher hinterlassen den Eindruck: Ein Mensch ist erst dann ein wahrer Christ, wenn er die 800 oder 1000 Seiten studiert, also diese „Gebrauchsanweisung“ durchgearbeitet hat, wie mein Schulfreund Karl betonte. Aber, wie gesagt, wer liest schon gern Gebrauchsanweisungen? Natürlich kann es gelegentlich reizvoll sein, bestimmte Phänomene der christlichen Lehre genauer kennenzulernen; etwa der Frage nachzugehen, welche Rolle Christus, der Sohn Gottes, „der ewige Logos“, wie es heißt, im Ganzen der himmlischen Dreifaltigkeit spielt. „
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