„GELD“ Thalia Theater Hamburg
„Ich fühle mich beschmutzt“ sagt einer der Protagonisten, Saccard, wenige Minuten vor dem Schlußvorhang der Hamburger Premiere am Thalia Theater. Ich finde ein trefflicher Satz, um dieses Stück zu beschreiben: „Ich fühle mich in meiner Seele beschmutzt“. Das Gefühl hatte ich schon im Damals, als ich von Zola „Nana“ las, weil er Menschen des Konsums, der Geldgier und Machtgelüsten in einer solchen ekelhaften Reindestillat Reinform zeichnet, dass empfindsamen Menschen nur schlecht werden kann. Nana spielte intensiv, schräg, ein bisschen sehr grob, Maja Schöne zeigt ihre ganze Schauspielkunst. Sebastian Rudolph hat mir in seiner schauspielerischen Ausdruckskraft auch gut gefallen. Er war soetwas wie der Dreh- und Angelpunkt der verwinkelten Geschichten, die aufeinandergetürmt waren.
Warum muß GELD aufgeführt werden?
Den sittlichen Nährwert, die Begründungsebene, warum man dieses Stück aus dem archaischen Kaninchenstall des Manchester Kapitalismus noch heute im 21 Jahrhundert aufführen sollte, konnte ich nicht ganz erkennen. Das Männer „Schweine“ sind, wie ein popsong verkündet, stimmt genausowenig, wie die Andeutung, dass man im Sozialismus das wirtschaftliche Heil finden wird. Das hat eindeutig der Zusammenbruch der DDR und der UDSSR gezeigt.
Also, wer sich gerne in der Seele beschmutzen lassen möchte, der sollte hingehen.
Das Thalia Theater schreibt auf seiner website:
„Im zweiten Teil der „Trilogie meiner Familie“ ist es der naive Glaube an das ganz große Geld, der alle antreibt. Jetzt verkauft Nana, Tochter von Gervaise aus „Liebe“, ihre Reize in den Theatern von Paris. Einer ihrer Liebhaber, der Spekulant Saccard, verspricht seinen Aktionären, ihr Kapital auf wundersame Weise zu vermehren. In Kaufhäusern und Banken, den Tempeln des aufstrebenden Kapitalismus, träumen die Menschen vom Aufstieg in ein besseres Leben“
Das Personal
Patrick Bartsch (Der Regenschirmmacher Bourras)
Stephan Bissmeier (Dr. Pascal)
Pascal Houdus (Dr. Ramond/Der Schauspieler Hector)
Marie Jung (Clothilde )
Barbara Nüsse (Félicité/Graf Muffat)
Sebastian Rudolph (Saccard)
Gabriela Maria Schmeide (Madame Caroline )
Maja Schöne (Nana)
Rafael Stachowiak (Der Theaterdirektor Bordenave)
Oda Thormeyer (Martine)
Tilo Werner (Bourdoncle/Kritiker)
Patrycia Ziolkowska (Madame Lerat/Denise)