in einem luziden Artikel schreibt Prof Norbert Fischer, zur Zeit mit Lehrauftrag in Wien, über die Anfänge der Feuerbestattung in Gotha 1873. Sehr schön finde ich auch die Entstehung einer Bewegung, der „Krematisten“, die sich ihre Beerdigung im Krematorium wünschen. Es gab tatsächlich einen ideellen Überbau, denn die Feuerbstattungsvereine waren auch gleichzeitig Menschen des Freidenkertums, die sich von der Kirche lossagen wollten, frei nach Nietzsche: „Gott ist tod“
Zitat Prof Fischer Fof 2017, hier der Link zur Quelle:
Der technische Vorgang der Einäscherung blieb also den Blicken der Hinterbliebenen entzogen. Dies verwies beim ersten deutschen Krematorium auf die grundsätzlichen Probleme der neuen Bestattungsart – die Trennung von Technik und Trauer. Gleichwohl war man in der Feuerbestattungsbewegung regelrecht stolz auf die neue, komplexe Technik, der man sich nun bedienen konnte, und beschrieb sie in den eigenen Publikationen immer wieder. Die Einäscherung fand in hocherhitzter Luft statt, Flammen gelangten nicht in den Verbrennungsraum. Damit wurde das als besonders pietätlos empfundene Explodieren von Organwänden verhindert. Die Einäscherungstemperatur im Ofen betrug knapp 1000 Grad Celsius, und der Vorgang dauerte – je nach Durchhitzung des Apparats und Volumen des Leichnams – bis zu zwei Stunden.“