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Grab

Was ist die Funktion eines Grabes?

I) Psychologie der Trauer

Das Grab ist ein Erinnerungsort, ein Ort der Tränen, ein Ort der Zwiesprache mit dem Toten. Deswegen ist nachdrücklich von anonymen Bestattungen abzuraten. In Hamburg ist der Anteil der Anonymen Bestattungen von 29 % – 2003 runter gegangen auf 20 % – 2017. Von meinen Trauergruppen weiss ich von Klienten, die jeden Tag das Grab als Tränenstätte aufsuchen, und so sich langsam wandeln im Trauerprozess.  Wie schlimm ist es, wenn man kein konkretes Grab hat. Aus dem gleichen setting weiss ich von einigen Anträgen auf Umbettung von Urnen vom anonymen Feld hin zum einem konkreten Grab.

Ein konkretes einzelnes Grab ist sehr wichtig für deine Trauerarbeit!

Für Seebestattungen gibt es das Gleiche Defizit: kein konkretes Grab – kein konkreter Trauerort, d.h. Probleme und Unwägbarkeiten  mit den Prozessen Deiner Trauer.

„An der Trauer kannst du wachsen“

Der Friedhof ist kein Sehnsuchtsort, aber ein wichtiger Gedankenlagerplatz für die Auseinandersetzung mit dem Verlustschmerz, den Trauertränen und der Begreiflichkeit der Endlichkeit. Das Leben ist Wandel und gleichzeitig heißt jeder Wandel auch inneres Wachstum, meinte meine buddhistische Freundin Simone S.

Darf man am Grab mit den Toten laut sprechen?

Aus meiner Funktion als Trauergruppenleiter weiß ich, dass viele Menschen in Trauer, Witwen und Witwer gerne laut auf dem Friedhof am Grab mit ihren Toten, Ehefrauen, Ehemännern sprechen möchten.  Da spricht überhaupt nichts gegen! Der Friedhof ist dafür geschaffen worden, dass man im Dialog mit den Toten sein darf. Entweder leise in Gedanken und in lauter Sprache. Du mußt dich auf gar keinen Fall mit Deiner Trauer verstecken. Der Friedhof ist ein Ort der Trauer am Grab. Siehe auch Trauerhaltestelle, link.

II) Das Grab hat die Funktion der physiologischen Transformation

In erster Linie hat das Grab natürlich die Funktion, dass der beigesetzte Körper transformiert wird ein seine Naturbestandteile.  Das findet statt innerhalb von 25 Jahren. Daher begründet sich auch die gesetzlich vorgeschrieben Mindestruhezeit, sprich Mindestpachtzeit für ein Grab in Deutschland – 25 Jahre.

In Deutschland gibt es den sogenannten Friedhofszwang. Das heißt jeder Verstorbene muß auf einem Deutschen Friedhof in einem Grab  beigesetzt werden; gleich ob es sich um eine Erdbestattung handelt, oder um eine Feuerbestattung. Das heißt bei genauem Nachdenken, dass alle Verstorbenen in Hamburg, 17.000 in 2017,  auch ein Grab haben müßten.  Ein konkretes Grab haben nicht die anonym Bestatteten = 3400 Hamburger + 1200 Amtsbestattungen in Hamburg.  Das sind schon 4600 Hamburger ohne konkretes Grab zum Trauern, eine wirklich traurige Zahl.

Selbstverständlich kann man auch entscheiden den Toten im Ausland beisetzen zu lassen; z.B. auf einer Alm in der Schweiz.

Gräber von Leitsternen der Deutschen Gesellschaft

Auf dem Ohlsdorfer Friedhof gibt es eine Reihe von Gräbern, die damals wichtige Menschen bergen. Zum Beispiel das Grab von Helmut Schmidt, dem ehemaligen Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland. Wenn du mehr wissen möchtest, folge diesem Link.

About the author

Giovanni

Giovanni ist studierter Jurist und Philosoph als Marketingleiter bei einem Mittelständler unterwegs, Geschäftsführer einer Agentur, ehrenamtlicher Sterbebegleiter, zertifizierter Trauerbegleiter, Beirat ITA Institut für Trauerarbeit, Mitgliedschaften: Marketing Club Hamburg, Büchergilde Hamburg, Förderverein Palliativstation UKE, ITA, Kaifu Lodge, Kaifu-Ritter