Im Bayrischen Rundfunk wurde ein hübsches Feature über die Autorin von „Heidi“ ausgestrahlt.
Heidi als Mythos der ländlichen Schönheit des Seins
Die Autorin Johanna Spyri (1827–1901) schrieb 1880 Heidis Lehr- und Wanderjahre und Heidi kann brauchen, was es gelernt hat und hat damit Meisterwerke geschaffen, die weltweit gelesen werden und die Reinheit der Schweiz darstellen. Wie in dem Radiobeitrag deutlich wurde, ist die heute verbreitete Fassung allerdings zensiert und zwar in der Weise, dass viele tiefschürfende religöse Bezüge gelöscht worden sind, so dass das Buch breitenwirksamer und allgemeinverbindlicher daherkommen konnte. Viele Menschen haben wahrscheinlich niemals ein Buch von Heidi gelesen, sondern sind durch die Verfilmungen auf Heidi und die wunderschöne Bergwelt aufmerksam geworden. 12 Verfilmungen im Spielfilmformat zeigt uns alleine Wikipedia auf. Die letzte sogar erst 2015. Die Japaner, ständiglich auf der aufsaugenden Suche nach europäischer Kulturidentität, haben sogar auch zwei Zeichentrickfilme über die Bergwelt gedreht.
Heidi als idealtypische Verbrämung der Schweiz?
In dem Radiobeitrag kamen auch Schweizer Literaturwissenschaftler zu Wort, die auf der einen Seite die psychologische Komposition der Bücher würdigten und gleichzeitig die idealisierten Schemata verurteilten. Aber warum muß man alles idealtypische gleich auf den Misthaufen der Realitäts-Fanatisten werfen? Idealtypisch heißt doch, dass das ein herer Lebensentwurf ist, dem zu folgen eine Anleitung sein kann. Welchen Bedeutungskern hat die Realität, die das Ideal durchbrechen mag, für die Ausrichtung deines Lebens? Das Leben und die Lebensführung muß sich nach Idealwelten ausrichten. Auch der hochberühmte frz. Philosoph ist in die Schweiz gezogen vor 300 Jahren, weil er dort aus dem sittenverkommenen, royaldominierten Paris entkommen konnte und in Genf das reine Leben vorfinden konnte, dass auch damals schon in der Schweiz als Grundregel allen Seins in die Welt strahlte. Das die Schweiz in Wirklichkeit auch Probleme haben könnte, weil das Geldwäschegesetz immer mehr Anleger vertreibt, oder weil das Frauenwahlrecht eingeführt wurde, kann uns nach Weltentwürfen suchenden doch völlig egal sein. Die Realitäts-Fanatiker sind auch die gleichen, meist Journalisten, die unsere Kopfwelten vollknallen mit schlechten Nachrichten, Massenmorden in „Timbuktu“ und Kriegsszenarien auf Facebook posten, in denen man sehen kann, wie ein IS Kämpfer von US-Scharfschützen umgebracht wird. Will man so was sehen? Man kann sich und darf sich vor den journalistischen Imperativen verschließen und sich die Welt so schön malen, wie sie sein könnte, wie sie bei Heidi ist. Es gab in der griechischen Antike das Ideal-Land- Arkadien. Hier weiterlesen über Arkadien Heidi ist das Arkadien für die Schweiz, Punktum!