Gedanken zur Heimat / Heimatgefühl
Die Heimat ist unser Wurzel- und Ankerraum. Herbert Grönemeyer singt „ Bochum, ich komm aus Dir„. Eine schöne Beschreibung von Wurzelbeziehungen. Ein Baum, der seines Wurzelwerks entrissen wurde ankert nicht gut im Leben. Daher ist es sinnvoll sich mit seinen familiären Wurzeln zu befassen. Sowohl in Bezug auf seine Jugend, als auch über die vergangen Generationen hinweg. Der neue Gedankengang der Kriegsenkel von S. Bode macht deutlich, dass über Generationen hinweg Seinsweisen und Erlebnisse fortgelebt werden, mach mal sogar, gerüchteweise, sollen sich Auswirkungen von Traumata erst in der übernächsten Generation zeigen und auswirken. MAXIME: Besinne dich auf deine Wurzeln und entferne dich nicht zu weit von deinem Lebens-Anker-Ort, denn er gibt Dir Kraft und Geborgenheit.
Eine gute Beziehung zum Anderen ist von gleicher Qualität ein Heimatort, wie der örtliche Heimatpunkt. Die Beziehungs-Heimat ist DER HEIMATORT des Lebens.
Das schönste Wort von Prof Steffensky, was ich im Rahmen meiner ITA Trauerbegleiterausbildung gelernt habe, ist SELBSTBEHEIMATUNG. Es zeigt einem auf, dass in der Trauerphase nach einem Verlust das Ziel des Lebens ist sich selbst neu zu verorten, sich neu zu beheimaten im Leben als eigenständiges Seins-Objekt, genauer Seins-Wesen. Hier ein hübsches Video von der Gruppe Silbermond mit dem Song B96 was wohl für die Sängerin Heimat bedeutet, obwohl tiefste Provinz.
In dem gedankenschweren Text von Steffensky wird ausgeführt, dass man zwar Lebensorte wechseln kann, aber nicht notwendiger Weise dort eine echte Heimat findet. Es lohnt sich den ganzen Text zu lesen. Wenn der Link nicht mehr verfügbar sein sollte, kann der Text hier angefordert werden, Nutzt den Kontaktbogen unten rechts.
Hier ein Anfang eines Gedankenrittes von Prof Fullbert Stefensky über sein Verhältnis zur Heimat, auf NDR Kultur gesendet am 11.10.2015: Hier der Link zum download des gesamten Textes zur Heimat
…..„Heimat is do, wo ich Gehaichnis han.“ Gehaichnis, ein schwer zu entzifferndes Wort, das man nur im Hunsrück und im Saarland findet. Es bedeutet Wärme, Geborgenheit, Vertrautheit und Vertrauen, Sich-Auskennen, nicht in Frage stehen.
Ich gehe von diesem Wort aus und frage, wo ich mein Gehaichnis hatte oder habe und welche Gesichtszüge meine Heimaten trugen. Meine erste Heimat, das Land meiner Geburt, das Saarland. Lange hat man unter Heimat den Geburtsort verstanden. „Mein Heim ist immer da, wo meine Wiege stand“ heißt es in einem saarländischen Heimat-lied. Heute sind die meisten in unserer Gesellschaft Zugvögel, und sie leben schon lange nicht mehr dort, wo sie geboren sind. Dieser Geburtsort war nur beschränkt Heimat, weil ich sie nicht gewählt hatte. Ohne mein Zutun war sie eine verordnete Heimat, ob sie gut war oder schlecht. Mehr zuhause ist man dort, wo man sein Zuhause wählen kann. Und darum sind alle Geburtsheimaten vorläufige Heimaten, denen immer etwas fehlt: man hat sie nicht gewählt, sie sind Verhängnis, nicht immer im fatalen Sinn, aber oft; fatal sind sie vor allem, wo es unter Verdacht steht, ihnen zu kündigen.
Zum Gehaichnis, zum Zutrauen in die gute Heimat gehört, dass man in ihr anders als alle anderen sein darf; dass dort Fremdheit und Fremde geduldet sind. In dieser saarländischen Heimat war keine Fremdheit vorgesehen. Man war einmalig und kannte keine Fremden. Es gab keine Ausländer, fast alle waren katholisch, man kannte keine andere Religion als das Christentum. Es lebte sich gut in diesem Dorf, wenn man dazugehörte und wenn man eingebürgert war in den allgemeinen Glauben und in die allgemeine Lebenspraxis. In dieser Heimat stand man unter dem Diktat, zu sein wie alle anderen. Das hat viele junge Menschen gequält und sie haben die Heimat im Zorn verlassen. Es war ein einstimmiges Dorf, dies war sein Problem. Man weiß nur, wer man ist, wenn man sich dem Schmerz der Fremdheit aussetzt. Man lernt den eigenen Reichtum erst dort kennen, wo man sich mit fremden Lebensentwürfen und fremder Religion auseinandersetzen muss. Und man lernt den eigenen Mangel erst kennen, wenn man auf den Reichtum des Fremden stößt. Wo man nur sich selbst kennt, besteht die Gefahr, dass man sich für einzigartig hält. Man kann sich kaum hinter-fragen, wenn man die Fremden und das Fremde nicht an sich heranlässt. Man bringt sich um die Freiheit zu wachsen und mehr zu werden, als man ist, wo man sich der Fremdheit der anderen verweigert. Zuhause ist man, wo man andere Häuser betritt, Fremden begegnet und sie duldet. Eine fremdenfeindliche Heimat ist auch für die Einheimischen keine Heimat. Diese erste Heimat habe ich verlassen, sie berührt mich kaum noch. Ich möchte keine Heimat, in der Menschen nur mit sich selbst identisch sind………………………………. Hier der Link zum download des Gesamttextes
Buddistischer Text zur Heimat Hab’ gesucht unendlich Zeiten wandernd um in Daseins-Welten. Von Mal zu Mal baut Heimstatt ich, doch fand ich eine „Heimat“ nicht. In dieser Wechsel-Wandel-Welt da gibt es nur Geschobensein von Ort zu Ort – von Platz zu Platz, doch eine „Heimat“ gibt’s da nicht. Was immer auch an Form entsteht, wie Zwiebeln hat es keinen Kern, Gefühle wallen auf und ab, wie Brandungswelle schäumt mit Gischt. Nahm schillernd Schaumgebilde wahr und wähnte es als Heimstatt mein, erstrebt’, was glänzend da verlockt, doch kaum berührt, zerbarst in Leid. Wo alles fließet und verrinnt, kaum geboren, es schon vergeht, im Werde-Strom rauscht’s nur vorüber. Ach – könnt’ man „Heimat“ finden nur! Von ferne hört’ ich’s raunen einst wie Echo von des Berges Höh’ den Weck-Ruf des Erwachten Herrn, verkündend „Heimat“, Todlos-Reich. Der Lehre lauschend – folgt’ dem Pfad zur Heils-Strömung unumkehrbar, wie Sonne folgt dem Morgenrot, ging mir der Weisheit Auge auf. Schaut’ welt-entrückt die Friedensstatt, die nichts gebiert – wo nichts vergeht und „Maros“ Einfluß ganz zerbricht. – Zur „Heimat“ bin ich auf dem Weg! Dhammavīro Mahāthero, 1998
Im März 2018 beschließt die Regierung der Bundesrepublik Deutschland, dass ein Heimat-Ministerium geschaffen wird.
Eigentlich doch ein kluger Rechtsgedanke, dass man die DEUTSCHE Identität zu schützen sucht, gegen die Fremdländische Überformung, link.
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