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Klaviergeschichte

Warum gibt es eigentlich keine Klavierkonzerte oder Klaviersolostücke aus der Barrockzeit, oder davor?

Das läßt sich leicht beantworten. Ein Klavier oder auch Flügel bedarf schon einer ausgefeilten Technik mit Hämmern, Bändchen, hochgespannten Saiten und einem sehr stämmigen Eisenbogen, der die Zugkraft der Saiten aushält, ohne zu zerbersten.Flübel Silbermann Flügel Silbermann 1746

Die ersten ernstzunehmenden Flügel hat der Klavierbauer Silbermann in der Mitte des 18 Jahrhunderts gebaut. Die Komponisten in dieser Zeit benutzten aber ausschließlich das Cembalo, dem Vorläufer des Flügels, rsp Klaviers, für ihre Kompositionen. Das Klavier wurde als wirklich akzeptables Musikinstrument erst im 19 Jahrhundert wirklich hoffähig. Daher gibt es von Komponistenseite eine Klavierkonzerte aus der Renaissance, und Barrockzeit.


Wikipedia schreibt:

Johann Andreas Stein und die Wiener Mechanik

Hammerflügel von Johann Andreas Stein, Augsburg 1786, im Musikinstrumentenmuseum in Brüssel

Der Orgelbauer Johann Andreas Stein erlernte beim elsässischen Zweig der Silbermann-Familie in Straßburg sein Handwerk. Er gründete 1750 in Augsburg seine eigene Werkstatt und begann, eigene Hammerklaviere zu entwickeln. Er nahm entscheidende Veränderungen vor, die den Klavierbau der folgenden Dekaden nachhaltig prägten. Er verbesserte Silbermanns Prellmechanik, indem er eine Auslösung einbaute, wodurch sie leichter spielbar wurde. Diese Prellzungenmechanik entstand um 1781 und wurde als Deutsche Mechanik bekannt. Die Gehäuse seiner Instrumente waren viel robuster gebaut und vielfach verstrebt. Der Resonanzboden war kräftiger dimensioniert und unter Spannung durchgehend berippt.[18] All diese Neuerungen verliehen Steins Hammerklavieren einen neuen Klangcharakter. Sie waren heller, durchdringender und präsenter. Die neue Ausdruckskraft stieß bei Komponisten und Musikern auf Begeisterung und schuf damit die Grundlage für das Klavier als Soloinstrument.

Steins Nachkommen führten das Geschäft weiter, seine Kinder Andreas und Nanette zogen 1794 nach Wien. Nach weiteren Verbesserungen wurde Steins Mechanik unter dem NamenWiener Mechanik bekannt und von zahlreichen Klavierbauern adaptiert. Insbesondere bewirkte der Fänger, ein mit Lederauflage versehener Klemmklotz an der Taste, eine große Verbesserung der Spielmechanik. Er verhindert, dass der von den Saiten herabfallende Hammer zurückprellen kann und einen ungewollt doppelten Ton erzeugt.

Wien war damals neben London eine Weltmetropole der Musik und ein idealer Nährboden für Künstler und Erfinder. Über 100 Instrumentenbauer waren zeitweise in Wien aktiv, höchst angesehen die Geschwister Stein sowie Joseph Brodmann, Conrad Graf und Anton Walter.[19]

Entwicklung in England: Tafelklavier, Englische Mechanik, Verstrebungen[Bearbeiten]

 

Tafelklavier, Riga um 1855, im Musikinstrumentenmuseum Berlin

Im Gegensatz zu Johann Andreas Stein, der Silbermanns Prellmechanik weiterentwickelte, griffen die englischen Klavierbauer, darunter viele Silbermann-Schüler, die in den Wirren des Siebenjährigen Krieges nach England ausgewandert waren, direkt auf Cristoforis Stoßmechanik zurück. Aus praktischen und finanziellen Gründen fertigte Johann Christoph Zumpe etwa zwischen 1760 und 1762 sein erstes Tafelklavier an. Es war ein kostengünstig herstellbares Instrument mit einer einfachen Mechanik und wenig Ausschmückungen.[20] Doch das Tafelklavier entwickelte sich zum echten Renner in London. Es wurde Mode, eines zu besitzen, so dass Zumpe „sie nicht schnell genug produzieren konnte, um das Verlangen des Publikums zu befriedigen“.[21] Nun begannen zahlreiche andere Londoner Klavierbauer ebenso, Tafelklaviere zu bauen. Der im Vergleich zum Hammerklavier und zum Cembalo verhältnismäßig günstige Preis erlaubte es auch dem Bürgertum, ein Instrument zu erwerben. Der kommerzielle Erfolg des Tafelklaviers in England legte die Basis dafür, dass sich das Klavier schließlich zu einem der beliebtesten und weitest verbreiteten Instrumente des europäischen Bürgertums entwickelte.

Entwicklung in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts

 

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts waren zwei Flügelmechaniken vorherrschend: Die auf Johann Andreas Stein zurückgehende Wiener Mechanik (Prellzungenmechanik) und die von Backers, Stodart und Broadwood entwickelte Englische Mechanik (Stoßzungen­mechanik). Die mit Wiener Mechanik ausgestatteten Instrumente waren graziler in der Bauart. Der Klang war dünner und süßer. Doch die Musiker und Komponisten der aufkommenden Romantik verlangten nach mehr Kraft, Lautstärke, größerem Tonumfang und mehr Ausdrucks­möglich­keiten, so dass sich die Englische Mechanik mehr und mehr durchsetzte. Um das Klangvolumen weiter zu verstärken waren etliche Anpassungen nötig. Mehr Klang erfordert größere und schwerere Hämmer. Dies war konstruktions­bedingt mit der englischen Stoßzungen­mechanik besser zu realisieren. Zwischen 1750 und 1850 wuchs die Klaviatur von rund fünf auf sieben­einhalb Oktaven an. Der Trend zu größerer Lautstärke und größerem Tonumfang verlangte mehr und dickere Saiten, deren enorme Zugkraft aufgefangen werden musste. Der Weg führte über zusätzliche Verstrebungen und Eisenspreizen (ab 1799) schließlich zum eisernen Gussrahmen. Erste Patente dazu stammen von Broadwood (1827), Chickering (1843) und die heute übliche Form von Steinway & Sons (1859).[23] Ab 1824 wurden Klavier­saiten aus stärker belastbarem Gussstahl hergestellt. Der 1830 erfundene kreuzsaitige Bezug erlaubte die Anordnung der Saiten in zwei diagonal übereinander verlaufenden Gruppen. Dies brachte Vorteile für die Statik des Instruments und ermöglichte längere Saiten auch in kürzeren bzw. niedrigeren Instrumenten.

 

Modell einer Erard-Mechanik um 1834

Eine Innovation von Johann Heinrich Pape (1789–1875) im Jahre 1826 sollte tiefgreifende Auswirkungen auf den Klavierklang haben und diesen grundlegend verändern. Er umwickelte die Hammerköpfe nicht wie bisher üblich mit Leder, sondern mit einem Filzbelag. Filz kann bei richtiger Behandlung widerstandsfähiger als Leder sein und lässt sich auch besser bearbeiten.[24] In der Maximal­ausprägung des Hammerbaues nach den Entwicklungen von Henri Herz in Paris hatten die Flügel von Herz, Erard und Pleyel in Paris zur Zeit Chopins bis zu neun Lagen, innen am Holzkern begonnen mit zwei Lagen Hirschleder, mehrere unterschiedlich dichte Lagen Filz und Wolle bis hin zu Kaninchenfell außen als weichstem Werkstoff. Hämmer dieser extrem aufwendigen Art erlaubten Kundigen eine Reichhaltigkeit und Farbigkeit des Klavier­klanges zu erzeugen, die mit der Entwicklung zu noch größeren Konzertsälen und zu höherer Lautstärke, erzielt mit dichtem ein- oder zweilagigem Filz, teils wieder verlorenging. Die Aufbringung des Filzes auf den Hammer ist ein delikater Prozess. Bei vielen Hammerherstellern ist die genaue Vorgehensweise ein gut gehütetes Geheimnis. Die Intonierung eines Klavieres, die durch Auflockern und teils Härten des Filzes erzielte Detail­veränderung des Klanges eines Einzeltones zur Angleichung innerhalb des gesamten Tonumfanges, ist seither die höchste Kunst der Klavierbauer.

Eine bahnbrechende Erfindung im Klavierbau stammt vom Franzosen Sébastien Érard. Er entwickelte auf der Basis der Englischen Mechanik eine Repetitionsmechanik, die er 1821 patentieren ließ.[25] Sie erlaubt mittels eines gefederten Repetierschenkels auf Höhe des auskoppelnden Stößels das Repetieren eines Tones, ohne die Taste ganz loslassen zu müssen. Der Repetierschenkel Érards ermöglicht seither im Flügel eine rasche Anschlagfolge für ein virtuoses, schnelles Spiel. Nach Verfeinerungen von Henri Herz, etwa in den Jahren 1840 bis 1850, entstand die Flügelmechanik der sogenannten doppelten Auslösung, die bis heute praktisch unverändert blieb.

Die Dämpfungsaufhebung erfolgte bei einfachen Instrumenten über einen Handzug, den Pantaleonzug oder Fortezug, im „Mozartflügel“ über gut funktionierende Kniehebel, dann aber zunehmend über Pedale; neben der Dämpferaufhebung waren ein Moderator (Filztuchstreifen) und zunehmend die Verschiebung üblich, aber auch Fagottzug (gegen die Saiten gedrückte Pergamentrolle), Harfenzug (Bürsten- oder Tuchfransenleiste), Lautenzug (mit Leder bespannte Leiste), Janitscharenzug (Schlagwerk mit Pauke, Glocken bzw. Schellen) etc. Diese noch vom Cembalobau stammenden Modifikationen des Saitenklanges gingen jedoch nach 1830 drastisch zurück. Es verblieben am Klavier zunächst zwei Pedale, die Dämpfungs­aufhebung („forte“) und die seitliche Verschiebung des Hammeranschlags („una chorda“).

Das Hammerklavier erlebte in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts eine Blütezeit und war nicht mehr aus der Gesellschaft wegzudenken

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Konzertflügel geiler Konzertflügel von Steinway & Sons


Über die Wesenheiten von Klavier, Flügel-Manufakturen

Wie man sich super leicht vorstellen kann, hat jede Klavierfabrik ihre eigenen Firmenphilosophie, die man auch mit gespitzten Ohren sofort hören kann. Weitere Gedanken hierzu findest du unter folgendem Link.

Elektronischen Klaviere sind alle nette Versuche, die man allesamt in die Tonne kloppen kann, denn die Aura und Magie eines echten Flügels, rsp Klavieres können die einfach nicht nachbilden, auch wenn sie inzwischen anschlagsdynamisch sind.

About the author

Giovanni

Giovanni ist studierter Jurist und Philosoph als Marketingleiter bei einem Mittelständler unterwegs, Geschäftsführer einer Agentur, ehrenamtlicher Sterbebegleiter, zertifizierter Trauerbegleiter, Beirat ITA Institut für Trauerarbeit, Mitgliedschaften: Marketing Club Hamburg, Büchergilde Hamburg, Förderverein Palliativstation UKE, ITA, Kaifu Lodge, Kaifu-Ritter