Prämenstruelle Dysphorische Strörung
PMS ist eine Abkürzung, die sich inzwischen eingebürgert hat. Sie umschreibt grob gesprochen eine beeinträchtigte psychische Launigkeit von Mädels, die bedingt ist durch ihre Weiblichkeit und den hormonellen Veränderungen im Körper während der Periode. Andere Menschenwesen, ob Jungs oder Mädels können damit rechnen und die Launigkeit als nicht selbstverantwortete Indisposition einordnen. Zum mindest wäre das wünschenswert. Ein weiterer Ausführlicher Beitrag über
Prämenstruelles Syndrom PMS findet sich darunter.
Fotorechte Prämenstruelle Dysphorische Störung, pixabay CC jill111
Hier ein schöner Bericht über die
Prämenstruelle Dysphorische Strörung von „Spektrum der Wissenschaft“: hier der Originallink
Bei vielen Frauen schwankt die Stimmung in den Tagen vor der Periode. Doch einige werden dabei stark belastet: Sie leiden an einer prämenstruellen dysphorischen Störung.
Als psychische Störung anerkannt
Doch es keimt Hoffnung: Vor zwei Jahren wurde PMDS als eigenständige affektive Störung im diagnostischen und statistischen Leitfaden psychischer Störungen aufgenommen, dem DMS-5. „Das sollte die Diagnosestellung in Zukunft erleichtern“, hofft Stephanie Krüger, Chefärztin am Zentrum für Seelische Frauengesundheit in Berlin.
Etwa drei Viertel aller Frauen im fortpflanzungsfähigen Alter leiden nach demEisprung, also in der zweiten Zyklushälfte, unter körperlichen und psychischen Symptomen wie Wassereinlagerungen, Brustspannen, Niedergeschlagenheit, Müdigkeit oder Reizbarkeit. Sie hören meist schlagartig nach dem Einsetzen der Menstruation auf, was als so genanntes On-off-Phänomen bezeichnet wird. Die Bandbreite und Schwere der Symptome variiert stark. Seltener ist die PMDS, die Übergänge sind allerdings fließend: Zwischen drei und acht Prozent der Frauen erfüllen die engen Diagnosekriterien des DMS-5: Ihre Symptome – vornehmlich Reizbarkeit, Anspannung und Aggression – tauchen in mehreren aufeinanderfolgenden Zyklen auf, stehen nicht in Zusammenhang mit einer anderen psychiatrischen Erkrankung und sind so stark ausgeprägt, dass sie das soziale Miteinander in Familie und Beruf negativ beeinflussen.
„Das Schlimmste für betroffene Frauen ist der Kontrollverlust. Deshalb organisieren einige ihr Leben so, dass sie Behördengänge und andere wichtige Tätigkeiten in der ersten Zyklushälfte erledigen“, sagt Rohde. „Ab Zyklusmittel haben sie das Gefühl, dass wieder das ‚Damoklesschwert‘ PMDS über ihnen schwebt.“ Zur Diagnosesicherung muss die Frau mindestens zwei Monate lang ein Zyklustagebuch führen. „Damit lässt sich PMDS leicht diagnostizieren und von anderen psychischen Krankheiten abgrenzen“, so Rohde. „Für betroffene Frauen ist das Tagebuch oft ein Ahaerlebnis: Sie erkennen, dass ihre Symptome klar mit ihrem Zyklus zusammenhängen und sind oft ungeheuer erleichtert, dass es eine biologische Grundlage für ihre Beschwerden gibt“, erklärt Krüger. Auch für den Partner und die Kinder ist die Diagnose oft erleichternd.
Woher kommen die Gemütsschwankungen?
Wie PMS in all seinen Ausprägungen genau entsteht, ist bis heute nicht vollständig verstanden. Dass die weiblichen Geschlechtshormone Östrogen undProgesteron eine Rolle spielen, ist offensichtlich: Frauen, die diese Hormone nicht produzieren, bilden es nicht aus – etwa nach den Wechseljahren oder der operativen Entfernung der Eierstöcke. Auch schwangere Frauen sind frei davon. Die verbreitete Meinung, dass bei Frauen mit PMS, nur die „Hormone verrückt spielen“ trifft allerdings nicht zu: Studien zeigen, dass stark beeinflusste Frauen die gleichen Hormonschwankungen aufweisen wie symptomfreie Personen. Die reine Hormonkonzentration im Körper scheidet daher als Ursache aus.
Viele Wissenschaftler nehmen daher an, dass PMS- und vor allem PMDS-Betroffene sensibler auf die natürlichen Hormonschwankungen im Menstruationszyklus reagieren. Peter Schmidt, der am National Institute of Health in Bethesda den Einfluss von Geschlechtshormonen auf das Gehirn und das Verhalten erforscht, zeigte das eindrucksvoll in einem allerdings schon Jahre zurückliegenden Experiment: Er versetzte PMDS-Betroffene und symptomfreie Frauen künstlich in die Menopause, indem er ihnen das Hormon Gonadoliberin (GNRH , Gonadotropin releasing hormon) verabreichte und damit die Produktion der Geschlechtshormone unterdrückte. Die PMDS-Symptome bei den betroffenen Frauen verschwanden vollständig. Gab man ihnen Östrogen und Progesteron in der körperüblichen Dosierung zurück, entwickelten sich ihre Symptome wieder. „Frauen, die nicht an PMDS leiden und die gleiche Hormonmanipulation durchmachen, zeigen aber keine Symptome“, so Schmidt, „wir gehen deshalb heute davon aus, dass Frauen mit PMDS die Hormonsignale im Gehirn anders verarbeiten. Warum manche Frauen so viel sensibler auf diese Signale reagieren als andere, ist unklar. Wir sind erst dabei das zu erforschen.“
Stephanie Krüger deutet auch auf das Hirn als Auslöser: „Früher wusste man nicht, dass weibliche Geschlechtshormone mit dem Gehirn kommunizieren. Heute ist klar, dass sie auf das Neurotransmittersystem im Gehirn wirken und auf diese Weise Schlaf, Sexualität und auch die Stimmung beeinflussen.“ Diese Neurotransmitter dienen der Signalverarbeitung und -weitergabe im zentralen Nervensystem. Studien weisen darauf hin, dass Östrogen und Progesteron vor allem den Neurotransmitter Serotonin beeinflussen. Serotonin wirkt sich direkt auf die Stimmung aus und sorgt für innere Ruhe und Zufriedenheit, indem es Angstgefühle und Aggressionen dämpft. So lassen sich Depressionen und Aggressionen unter anderem auf einen Serotoninmangel zurückführen.
Liegt es am Serotoninmangel?
Entsprechend hilft Frauen mit PMDS die Einnahme von Serotonin-Wiederaufnahmehemmern, die normalerweise bei Depressionen zum Einsatz kommen und dafür sorgen, dass das vorhandene Serotonin länger wirkt. „Bei PMDS reicht aber oft eine geringe Dosierung aus, und anders als bei Depressiven wirken die Medikamente umgehend“, so Anke Rohde. Patientinnen können sie entweder durchgehend nehmen oder nur dann, wenn sie die Symptome verspüren.
Wenn Antidepressiva nicht in Frage kommen, können auch Hormone helfen. Aber nicht jedes Hormonpräparat hilft jeder Frau. Die Pille etwa unterdrückt den Eisprung und damit die Hormonschwankungen, die Hormonspirale hingegen unterdrückt den Eisprung nicht, hilft aber dennoch manch einer Frau. Eine mittlerweile gängige Vorgehensweise ist die Gabe der Pille im „Langzyklus“, das heißt über viele Monate ohne „Pillenpause“ zwischendurch. Grundsätzlich sollte auch Stress vermieden werden, da PMS/PMDS dadurch verstärkt wird. „Wirkt die Behandlung, ist es für die Frau ein Segen – auch wenn es manch eine befremdet, wie viel Einfluss Hormone auf ihre Stimmung haben“, sagt Krüger.
Für die Zukunft wünschen sich Krüger und Rohde einen verbesserten interdisziplinären Behandlungsansatz: „Gynäkologen befassen sich nicht mit psychischen Symptomen und Psychiater kennen sich mit dem weiblichen Zyklus nicht aus. Entsprechend verschreiben Frauenärzte keine Antidepressiva und Psychiater keine Hormone“, kritisiert Krüger. Nicht nur Frauen mit schwerem PMS würden davon profitieren, sondern auch Frauen mit anderen psychischen Erkrankungen wie Depressionen oder Angststörungen. Auch sie unterliegen hormonellen Schwankungen, oft verschlimmern sich ihre Symptome in der zweiten Zyklushälfte. Die sorgfältige Betrachtung der hormonellen Situation einer Frau sollte deswegen bei jeder medizinischen Untersuchung zum Goldstandard werden.
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Prämenstruelles Syndrom
Klassifikation nach ICD-10 | ||
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N94.3 | Prämenstruelle Beschwerden | |
ICD-10 online (WHO-Version 2013) |
Mit prämenstruelles Syndrom (PMS) bezeichnet man äußerst komplexe Beschwerden, die sich während der letzten vier bis vierzehn Tage vor dem Eintreten der Regelblutungin jedem Monatszyklus einer Frau zeigen können und mit Beginn der Regel aufhören.[1] Einer Untersuchung zufolge, gab jede dritte Frau im gebärfähigen Alter an, regelmäßig unter Symptomen von PMS zu leiden.[2]
Der Schweregrad des PMS variiert. Ein Viertel der betroffenen Frauen klagt über stark ausgeprägte Symptome und drei bis acht Prozent dieser Frauen leiden unter einer besonders starken Form des PMS, das dann auchprämenstruelle dysphorische Störung (PMDS) genannt wird. Erstere leiden unter einer regelmäßigen Befindlichkeitsstörung, letztere sind in dieser Zeit in ihrem Arbeitsumfeld und sonstigen sozialen Kontakten erheblich eingeschränkt.
Zu den körperliche Symptomen können gehören:
- Wasseransammlungen im Gewebe (Ödeme)
- Hautveränderungen
- Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Erschöpfungssymptome
- Übelkeit und Kreislaufbeschwerden
- Durchfall
- Krämpfe im Unterbauch
- Kopf- und Rückenschmerzen
- Heißhunger oder Appetitlosigkeit
- Schmerzhafte Spannungen, Schwellungen oder extreme Empfindlichkeit der Brüste (Mastodynie)
- erhöhte Sensibilität auf Reize (Licht, Berührung, Lärm, Geruch, Zeit- und Arbeitsdruck)
- Migräne
- Ohnmacht
- Völlegefühl
- Schmerzen im Bereich der Geschlechtsorgane und im kleinen Becken beim Geschlechtsverkehr (Dyspareunie)
- Schleimhautreizungen
- Aktivierung von latenten Entzündungsherden im Körper
Zu den psychischen Symptomen können gehören:
- Psychische Symptome[3]:[4]
- Stimmungsschwankungen
- Antriebslosigkeit
- Hyperaktivität, Ruhelosigkeit
- depressive oder manische Stimmungen
- Angstzustände
- Reizbarkeit
- Aggressivität
- grundloses Weinen oder Lachen
- vermindertes Selbstwertgefühl
- Gefühl von Überforderung und Kontrollverlust
- Veränderungen des Appetits
Ursachen
Die genauen Ursachen des prämenstruellen Syndroms sind bisher nicht geklärt. Sie treten nicht in der ersten Zyklushälfte mit der Regelblutung und der Follikelreifung auf, sondern nur in der zweiten Zyklushälfte mit der Gelbkörperreifung (zwischen Eisprung und Einsetzen der Regelblutung). Wird der Zyklus durch Medikamente oder Operationen verhindert, bleiben die Beschwerden durch das prämenstruelle Syndrom aus.
In der zweiten Zyklushälfte wird das Gelbkörperhormon Progesteron produziert, während gleichzeitig die Östrogenausschüttung abfällt. Damit einhergehend steigt die Neigung zum PMS. Es wird mehr Wasser im Gewebe eingelagert, was schmerzhafte Schwellungen an Brüsten (Mastodynie), Händen und Füßen (Ödeme) auslösen kann.
Die Stimmungsschwankungen sind jedoch nicht alleinige Folge der leichten bis starken Schmerzen, so dass in der Psychiatrie auch von einer Lutealphasen-Dysphorie (englisch: late luteal phase dysphoric disorder) gesprochen wird. Rein seelische Ursachen können dabei durch umfangreiche Forschungen weitgehend ausgeschlossen werden. Sicherlich spielt Komorbidität mit seelischen Erkrankungen eine Rolle, jene sind aber nachgewiesenerweise nicht die Ursache des PMS oder PMDS. Bestimmte Lebensweisen können die Beschwerden des PMS oder PMDS allerdings positiv oder negativ beeinflussen.
Weitere Faktoren können einzeln oder gemeinsam zur Auslösung oder Verstärkung eines prämenstruellen Syndroms beitragen. Dazu gehören ein Prolaktinüberschuss, Störungen der Schilddrüse, Infektionen mit Pilzen, Umweltgifte, der Genuss von Koffein oder Nikotin, Schlafstörungen, psychische Belastungen und Bewegungsmangel.
Therapie
Zur Linderung der Symptome des prämenstruellen Syndroms können pflanzliche Präparate wie der Mönchspfeffer (Agnus castus) oder in entsprechenden Symptomen SSRI (Serotoninwiederaufnahmehemmer),Aldosteronantagonisten (z. B. bei Neigung zur Ödembildung) eingesetzt werden. Invasive Therapiemaßnahmen (z. B. GnRH-Analoga) sind nur in Ausnahmefällen nötig.[8] Forscher haben nun auch herausgefunden, dass eine bestimmte Kombination aus Fettsäuren die Symptome lindern kann, was bei einer Nahrungsumstellung berücksichtigt werden könnte.[9][10] Das Vermeiden von salzreichen Speisen, Alkohol, Schokolade und Koffein soll in den letzten Tagen vor Einsetzen der Regelblutung zur Linderung der Beschwerden beitragen.