Über die zauberlehrlingshafte Prozesskontrolle
Der Zauberlehrling ist ein kleines lyrisches Werk von J.W. von Goethe. Für mich steht der Zauberlehrling aber auch als Synonym für von einem oder dir initiierte Prozesse, die dann aus dem Ruder laufen, weil es ungeahnte Eigendynamiken gibt. Als Kind baut man in den Alpen in einem kleinen Bergbach einen Staudamm und dann wird die angestaute Wassermasser immer größer und man fragt sich, wie man jetzt die Kuh vom Eis bekommt. Das schöne an Prozessen ist, dass sie auch in der Auflösung eine Dynamik haben, rsp. ungeahnte Eigendynamiken auslösen können, so dass prognostizierte, antizipierte Megaproblem sich schnell auch in alle Winde zerstreuen kann. Natürlich sollten wir als Projektmanager schauen, dass wir die Prozesse immer gut am Zügel der Beherrschung halten und sie uns nicht über den Kopf wachsen. Man nennt es Prozesskontrolle. Prozesskontrolle ist in der Chemie wichtig, aber auch in der Lebensführung, Wirtschaftsleben und Psychologie. Deswegen ist es immer wichtig den Kompass im Blick zu behalten, wenn wir über die Weltmeere segeln und mit festem Griff das Steurrad beherrschen, festhalten und immer hübsch Kurs halten auf das anivisierte Ziel. Das ist notwendig, weil sonst kommst du nicht im Ziel an und auch Columbus hätte nie Amerika entdeckt, wenn er nicht straight einen Kurs verfolgt hätte. Sich treiben lassen geht leider nur im Urlaub.
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Über den Zauberlehrling
Der Zauberlehrling ist alleine und probiert einen Zauberspruch seines Meisters aus. Er verwandelt mittels Zauberspruch einen Besen in einen Knecht, der Wasser schleppen muss.
Hat der alte Hexenmeister
sich doch einmal wegbegeben!
Und nun sollen seine Geister
auch nach meinem Willen leben.
Seine Wort und Werke
merkt ich und den Brauch,
und mit Geistesstärke
tu ich Wunder auch.
Walle! walle
Manche Strecke,
daß, zum Zwecke,
Wasser fließe
und mit reichem, vollem Schwalle
zu dem Bade sich ergieße.
Und nun komm, du alter Besen!
Nimm die schlechten Lumpenhüllen;
bist schon lange Knecht gewesen:
nun erfülle meinen Willen!
Auf zwei Beinen stehe,
oben sei ein Kopf,
eile nun und gehe
mit dem Wassertopf!
Walle! walle
manche Strecke,
daß, zum Zwecke,
Wasser fließe
und mit reichem, vollem Schwalle
zu dem Bade sich ergieße.
Seht, er läuft zum Ufer nieder,
Wahrlich! ist schon an dem Flusse,
und mit Blitzesschnelle wieder
ist er hier mit raschem Gusse.
Schon zum zweiten Male!
Wie das Becken schwillt!
Wie sich jede Schale
voll mit Wasser füllt!
Stehe! stehe!
denn wir haben
deiner Gaben
vollgemessen! –
Ach, ich merk es! Wehe! wehe!
Hab ich doch das Wort vergessen!
Ach, das Wort, worauf am Ende
er das wird, was er gewesen.
Ach, er läuft und bringt behende!
Wärst du doch der alte Besen!
Immer neue Güsse
bringt er schnell herein,
Ach! und hundert Flüsse
stürzen auf mich ein.
Nein, nicht länger
kann ichs lassen;
will ihn fassen.
Das ist Tücke!
Ach! nun wird mir immer bänger!
Welche Miene! welche Blicke!
O du Ausgeburt der Hölle!
Soll das ganze Haus ersaufen?
Seh ich über jede Schwelle
doch schon Wasserströme laufen.
Ein verruchter Besen,
der nicht hören will!
Stock, der du gewesen,
steh doch wieder still!
Willst am Ende
gar nicht lassen?
Will dich fassen,
will dich halten
und das alte Holz behende
mit dem scharfen Beile spalten.
Seht da kommt er schleppend wieder!
Wie ich mich nur auf dich werfe,
gleich, o Kobold, liegst du nieder;
krachend trifft die glatte Schärfe.
Wahrlich, brav getroffen!
Seht, er ist entzwei!
Und nun kann ich hoffen,
und ich atme frei!
Wehe! wehe!
Beide Teile
stehn in Eile
schon als Knechte
völlig fertig in die Höhe!
Helft mir, ach! ihr hohen Mächte!
Und sie laufen! Naß und nässer
wirds im Saal und auf den Stufen.
Welch entsetzliches Gewässer!
Herr und Meister! hör mich rufen! –
Ach, da kommt der Meister!
Herr, die Not ist groß!
Die ich rief, die Geister
werd ich nun nicht los.
„In die Ecke,
Besen, Besen!
Seids gewesen.
Denn als Geister
ruft euch nur zu diesem Zwecke,
erst hervor der alte Meister.“
Anfänglich ist er stolz auf sein Können, doch bald merkt er, wie er der Situation nicht mehr gewachsen ist, und er sagt die geflügelten Worte:
„Die ich rief, die Geister,
Werd’ ich nun nicht los.“