Die 68er-Ikone Jutta Winkelmann leidet unheilbar an Krebs. Tatjana Blobel von „BRIGITTE Wir“ hat am Sterbebett mit ihr gesprochen.
Hier der link zur Frauenzeitschrift „Brigitte“
Zitat, Autorenrechte bei „Brigitte “
„Beten Sie?
Da sind diese Augenblicke, in denen ich sage: „Lieber Gott …“ – es ist immer noch der Kindergott, zu dem ich spreche, aber eigentlich ist es ein Selbstgespräch. Da sage ich dann: „Ich habe nichts dagegen, wenn du mich morgen früh nicht wieder aufwachen lässt.“ Ich habe viel gelebt, bestimmt zehn Leben. Ich habe alles ausprobiert. Ich wusste nicht, was fehlt. Ich habe Kinder, ich war verheiratet, ich habe auf dem Vulkan getanzt. Ich habe eine fantastische Zeit um 68 erlebt, wo alles frei und möglich war.“
Was können wir Menschen tun, die noch mitten im Leben sind?
Ich glaube, wenn wir endlich anfangen würden, unsere Sterblichkeit zu realisieren, und dass wir nur eine extrem kurze Zeit hier sind, gingen wir liebevoller miteinander um. Wir überstrapazieren die Welt als Ort der ewigen Glückseligkeit. In ihren ständigen Tanz kriegen wir keinen Halt, keine Ewigkeit – die müssen wir woanders suchen. Diese Suche nach der letztlich bestimmten Wirklichkeit hat mein Leben zwar immer beeinflusst, aber auf der letzten Strecke bekommt das ein anderes Gewicht. Ich bin dankbar, dass ich das so erleben kann, sogar mit all den Schmerzen.
Also sollten wir annehmen, was ist?
Wir haben ja dieses Leben in uns, die Seele oder Gott oder wie immer wir es nennen wollen. Jetzt erst sehe ich, wie stark ich mit meinem Körper, mit diesem Jutta-Sein verbunden bin. Loslassenlernen ist die einzige Aufgabe, die wir haben.“