Taphephobie, auch Taphophobie (gr. ταφηφοβία taphephobia, von τάφος táphos „Grab“ und -phobie) bezeichnet die Angst, als Scheintoter lebendig begraben zu werden.
Wer sich über die Angst vor dem lebendig begraben werden ein leibhaftiges Bild machen möchte, dem empfehlen wir ein Besuch des Bestattungsmuseums in Wien. Du findest das Museum dirketamente am Zentralfriedhof in Wien. Hier der Link zum Bestattungsmuseum Wien. Es zeigt unter anderem ein riesiges Stilett, also Messer mit dem sich die Menschen im 19 Jahrhundert nochmal von Ärzten haben erdolchen lassen, damit sie sicher gehen konnten, dass sie auch wirklich tot seien. Wenn man sich die Medizingeschichte anschaut, so muss man eindeutig attestieren, dass erst im 19 Jahrhundert die Medizin zur Wissenschaft wurde. Elektronische Nachweismethoden wie EKG oder EEG gab es damals natürlich noch nicht. So ist die Todesfeststellung nicht ganz so einfach wie heute. Aber auch heute differenzieren wir nach den sicheren Zeichen des Todes, wie zum Beispiel die Leichenstarre. Wenn diese Eintritt, dann ist der Tote auch wirklich tot. Tatsächlich gab es im 19 Jahrhundert auch eine Reihe von abenteuerlichen Konstruktionen, die eine Brücke bauen sollten zwischen der Welt der Lebenden und der Welt der Scheintoten. So wurden in Leichenhallen die Toten mit Glocken verbunden, die anzeigen sollten, dass ein Mensch noch lebt. Leider ein massiver Gedankenfehler, weil tatsächlich es noch zu Muskelkontraktionen kommen kann im Tod und so bimmelte es fröhlich in solchen Einrichtungen. Ebenso verwegen waren Konstruktionen, bei denen eine Schnur vom inneren des Sarges durch das Erdreich führte in einem Gestänge, oben verbunden mit einer Glocke, die anzeigen sollte, dass sich im Sarg noch leben befände. Leider funktioniert so ein Weg auch nicht, weil es an der Sauerstoffversorgung mangelte. In US-Amerika wurden deshalb im 19. Jahrhundert „Sicherheitssärge“ entwickelt und auch verkauft, die eine Sauerstoffversorgung der Toten sicherstellten. Dazu ein hübsches Video der Wissenschaftssendung Terrax. Link zu Facebook. Letztendlich war das Janze aber auch nur eine Modeerscheinung, die getrieben wurde von der hübschen Idee doch länger zu leben, als gedacht, bzw. vielleicht auch die unzerbrechliche Grenze zwischen Leben und Tod doch hintergehen zu können.
Wir zitieren aus Wiki:
Die Angst, lebendig begraben zu werden, ist nicht nur eine Form der Phobie, sondern hat einen realen historischen Hintergrund: In früherer Zeit kam es durchaus vor, dass Menschen für tot gehalten wurden, obwohl sie noch lebten. Diese Scheintoten wurden begraben und kamen erst im Sarg tief unter der Erde wieder zu sich und erstickten qualvoll. Dass jemand lebendig begraben worden war, erkannte man meist erst nach einer Umbettung, wenn das Skelett in einer verdrehten Position im Sarg lag oder Kratzspuren auf der Innenseite des Sarges sichtbar waren.
Einige technische Hilfsmittel wurden erdacht, um dieser Situation zu entkommen, etwa eine Schnur, mit der der eventuell Scheintote eine Glocke am Grab auslösen oder eine Signalfahne entfalten konnte. Sogar Särge mit einem Sauerstoffvorrat sind konstruiert worden.[1]
Um dem Erwachen im geschlossenen Sarge und der darauf folgenden Qual zu entgehen, verfügten manche Menschen (unter anderen Johann Nestroy und Arthur Schnitzler) den „Herzstich“, das heißt, dass nach ihrem wirklichen oder vermeintlichen Tode der Leiche oder dem Scheintoten das Herz durchstochen werden musste. In gleicher Absicht befahl Hans Christian Andersen, seinem Leichnam die Pulsadern aufzuschneiden. Solange er lebte, legte er, wenn er schlafen ging, immer einen Zettel neben sein Bett mit dem Hinweis: „Ich bin nur scheintot.“ Der Philosoph Arthur Schopenhauer verfügte in seinem Testament, dass er erst bestattet werden dürfe, wenn seine Leiche deutliche Anzeichen der Verwesung zeige.
Die Gefahr, lebendig begraben zu werden, ist heutzutage durch sichere Diagnosemöglichkeiten so gut wie ausgeschlossen (Pflicht zur äußeren, unter Umständen auch zur inneren Leichenschau mit Feststellen der sicheren Todeszeichen, in den Kliniken bei Intensivpatienten daneben beispielsweise auch EEG im Rahmen der Hirntoddiagnostik).
Taphephobie in Literatur, Film und Kunst
Im 19. Jahrhundert wurde die Furcht davor, unabsichtlich lebendig begraben zu werden, ein Motiv in der Literatur. Edgar Allan Poe litt unter dieser damals berechtigten Sorge. Einige seiner Werke handeln von dieser Angst und wurden z. B. von Roger Corman 1962 unter dem Titel Lebendig begraben (The Premature Burial) mit Ray Milland in der Hauptrolle verfilmt.
- Edgar Allan Poe, Lebendig begraben (Erzählung)
- Gottfried Keller, Lebendig begraben (Zyklus von 14 Gedichten)
- Franz Hartmann, Lebendig begraben
In Giuseppe Verdis Oper Aida wird der ägyptische Feldherr Radames lebendig eingemauert. Aida, Tochter des äthiopischen Königs, verbirgt sich in der Grabkammer und stirbt gemeinsam mit Radames.
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