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Tradition

Warum Tradition wichtig ist für deine Lebensführung

Tradition vom Wortstamm betrachtet

Kluge (etymologisches Wörterbuch) schreibt:  traditium = übergeben überreichen, traditio traditionis PONS: „Übergabe, Auslieferung, Bericht“

Zum Begriff „Tracht“  in Kluge:“ mittelhochdeutsch traht dracht Verbalabstraktum zu tragen. Morphologische Verwandschaft Eintracht, Niedertracht, Zwietracht.

Philosophische Betrachtung der Tradition

Im Philosophie Lexikon Sandkühler( 2763/64) steht geschrieben “ Unter Tradition versteht man die gesellschaftlicher Überlieferung lat tradere, an die Nachwelt. Daran angelehnt wird die geschichtswissenschaftliche Quellenkunde. Tradition ist alles, was mittelbar von den Begegebenheiten überliefert ist, hindurchgegangen und wiedergegeben durch die menschliche Auffassung, also die bewußte Information und Beeinflussung der Nachwelt geschaffene Überlieferung eines Geschehnisses. In Abgrenzung sind die Quellen zu sehen, unmittelbar von der Begebenheit übrig geblieben und NICHT mit Blick auf die Nachwelt formuliert sind, und daher zuverlässiger. Im alltäglichen Sprachgebrauch wird Tradition meist als synonym für  Traditionsgut oder auch Brauch, innerhalb abgegrenzter Gruppen,  verwendet.

evangelisch theologische Betrachtung der Tradition

Martin Luther findet die überkommende Tradition vernachlässigenswert und legt die Bibel als Ursprungsquelle neu aus, bzw übersetzt sie erstmals ins Deutsche. Vorher wurde die katholischen Messen immer in Latein abgehalten. Eine totale Ausgrenzung der einfachen Bürger und Bauernschichten. Luther sagt, die Schrift allein zählt – sola scriptura.

soziologische Betrachtung der Tradition

MAX WEBER grenzt in seiner Typologie ab: sinnhaftes Handeln von traditionalem Handeln. Das sinnhafte Handeln ist beschreibbar als zweckrational, wertrational oder affektuelles Handeln, während das tradierte Handeln von einer völligen Verinnerlichung ausgeht, dass dumpf die eingelebten Gewohnheiten wiederholt .

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Giovannis Lebensexegese meint:  Tradition ist ein hohes schätzenswertes, schützenswertes Gut. Die Tradition des Brauchtums hat jahrhundertealte Wurzeln. Wir erfinden unser Leben nicht jeden Tag neu und in worst-case-settings ist es total gut, sich auf Traditionen und bekannte Rituale zu verlassen. Insofern ist Max Weber als Soziologe ein wenig zu einfältig aus emotional-psychologischer Sicht. Tradtionen stützen unser Raum-Begriffs-Korsett und bergen dadurch Verankerung im Sein und Selbstbeheimatung  (Steffensky).  Während die muslimischen Völker ihr eigenes Rechtsempfinden und Gesellschaftsempfinden haben, dass sie auch gerne mit in fremde Länder mitbringen und dort als Staat-im-Staat-Projekt leben, (Berlin, Hamburg)  haben auch wir Deutschen, Europäer, Genfer, Schweizer, Engländer einen Jahrhunderte alten Codex von gesellschaftsinhärenten Formen und Gebräuchen entwickelt. Um es mit Niclas Luhmann zu sagen: Die Systeme haben sich immer weiter ausdifferenziert, was zu einer Fortentwicklung der Gesellschaft beiträgt. Bei den Juristen fing es mit dem Sachsenspiegel, ging über den Code Napoleon bis zur Schaffung der Deutschen Rechtsbücher, BGB, HGB etc, etc.  Analog gleiches gilt für die gesellschaftlich verankerten Normen, die wir im Verlaufe unserer Sozialisation durch die Eltern, die Schule und Uni lernen sollten.

Traditionen gibt es auf der Ebene deiner Heimat, deines Heimatdorfes, oder deines Heimatstadtteils. In der Heide gibt es die Heidekönigin, im Alten Land die Blütenkönigin und in Tirol sicherlich ebenwertiges. Hier findet ihr einenen Beitrag über HEIMAT

Traditionen gibt es auch auf der Mikroebene: der Familie. Wer in einer erweiterten Familienkreis lebt und sich seiner Traditionen bewußt ist, kann daran gut anknüpfen, z.B. bei einer Trauerfeier. In der Familie des Autors gibt es Fenster im  Rathaus von Lippstadt, die das Familiensiegel aus dem Mittelalter darstellen. Da wächst man doch deutlich über sein eigenes Selbst hinaus, wenn man sich einer 500 jährigen Deutschen Tradition bewußt ist. Wir sind eben doch ein wenig mehr, als unser eigen Sein und Selbst, sondern Teil eines Weltgeistes ( Hegel). In der Tradition des Autors gibt es ein Weihnachtsfest mit echtem Tannenbaum, echten Bienenwachskerzen, einer echten kleinen Bronzeglocke, die zur Weihnachtsfeier einlädt. Dann wird eine kleine Diskursebene eingeflochten, um entweder den vorangegangen Gottesdienst-Kerngedanken zu reflektieren, oder ein Text, den ein Familienmitglied ausgesucht hat. Ich finde diese Tradition sehr schön, weil sie einen Gegenentwurf zum Materialismus darstellt, ohne den materiellen Werten zu entsagen.

Merke wohl: Lerne deine Traditionen deines Heimatortes, deiner Familie und deines Glaubens, denn es sind Seelenanker deines SEINS.

update 2018

Tradition als Staatsziel 2018

Mit der neuen Bundesregierung 2018 wurde ein Heimat-Ministerium geschaffen. Nach meinem Wort-Empfindungsgeschmack gibt es eine strenge Allianz zwischen Heimat und Tradition als Gegenentwurf zu einer Wertefreien multikulturellen Gesellschaft. siehe auch hier.

About the author

Giovanni

Giovanni ist studierter Jurist und Philosoph als Marketingleiter bei einem Mittelständler unterwegs, Geschäftsführer einer Agentur, ehrenamtlicher Sterbebegleiter, zertifizierter Trauerbegleiter, Beirat ITA Institut für Trauerarbeit, Mitgliedschaften: Marketing Club Hamburg, Büchergilde Hamburg, Förderverein Palliativstation UKE, ITA, Kaifu Lodge, Kaifu-Ritter