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Trauer-Haltestelle

Was ist eine Trauer-Haltestelle?

Eine Trauer-Haltestelle ist ein Ort oder Stelle, an der man mit seiner Trauer, so die Vorstellungswelt der beiden Architektinnen und des Bundesverbandes der Bestatter, die eine Trauerort-Vision entwickelt haben 2017,  sich auseinandersetzen kann, sich vertiefen kann mit seiner eigenen Trauer, oder auch fremder Trauer.

Stell Dir eine Wasch-Beton-Wand vor, doppelt körpergroß, die einen Schutzraum vor dem Außen darstellt.  Ich hoffe stark, dass der Waschbeton noch ein hübsches Kleid anbekommt.  Ich habe Entwurfszeichnungen in Düsseldorf gesehen auf der BEFA, der weltweit größten Bestatter-Messe, hier dazu vertiefen.

Ritual-Idee der Trauer-Halte-Stelle

Die  Trauer-Ritual Idee ist, dass man an die Wände des Betons, eh eine der schlimmsten Baumaterialien der Welt, weil völlig unromantisch und völlig non-naturig, völlig industrialisiert und nicht naturgeborgen und nicht naturentsprungen, sondern einem Betonmischwerk, seine Trauer malt mit Kreide, oder seine Trauer weint, weil es ein Geborgenheitsort ist, oder seine Trauer herausschreit. Mich erinnert die Konzeption ein wenig an das super geniale Jüdische Museum in Berlin von Daniel Libeskind und seiner betonwaschigen Gedenk- und Wein-Räume für den Massenmord durch die Deutschen am Jüdischen Volk.

„Bevor man über die Wirkmächtigkeit der Trauerhaltestelle apriori nachdenkt, sich über die Materialeigenschaften lange den Gedankenkopf verdreht,  sollte man den Erfahrungsraum mit Trauernden ausprobieren“, so der Trauerbegleiter H. Wende aus Hamburg. Wir sind gespannt, wann wir die erste Trauer-Haltestelle mit den Schutzeigenschaften näher beschreiben können, weil sie wirklich gebaut wurde für die Trauernden…

Eine ernstzunehmende Zeitung , die Süddeutsche hat sich mit der Trauerhaltestelle schon beschäftigt und schreibt als reine Übernahme der dpa Meldung den Pressetext des spiritus rectors Oliver Wirthmann ab: hier klicken.

Benchmark: Alternative Trauerwegkonzepte

Denn beeindruckensten Trauerweg auf einem Friedhof kannst du in Wien schauen.  Dem dortigen Zentralfriedhof ist die Idee gekommen, ein ganzes Areal der Trauer zu widmen. Hier klicken.  Außerdem Hat der Trauerbegleiter H Wende vor ein paar Jahren ein Trauerweg-Konzept für die Ohlsdorfer Friedhof entworfen, dass dort gerne geprüfte wurde, aber aus unbekannten Gründen nicht umgesetzt wurde. hier klicken.

Wir zitieren aus der Internetseite des Bundesverbandes der Bestatter die diesbezügliche Pressemitteilung:

Die Trauerhaltestelle als neue Form des Gedenkens Innehalten in einer von Mobilität geprägten Zeit In einer sich wandelnden Trauerkultur wächst der Wunsch nach neuen Formen der Trauer und des Gedenkens. Die öffentliche und auch die individuelle Trauer verändern sich und tragen den Entwicklungen einer interkulturellen Gesellschaft Rechnung. „Die Trauerhaltestelle“, konzipiert von den Architektinnen Solveig Schacht und Mareile Höring, ist ein Beispiel für die Umsetzung dieses Gedankens im öffentlichen Raum.   Konfessionsübergreifender Trauerort Die Trauerhaltestelle ist für den Stadtraum, den Friedhof oder in die freie Natur geeignet. Sie misst ca. 5×9 Meter, spielt mit Lichteinfällen und thematisiert Vergänglichkeit, indem die Trauernden Inschriften hinterlassen können, die witterungsbedingt wieder verschwinden. So bietet die Trauerhaltestelle einen konfessionslosen Ort zum Trauern, Erinnern und Innehalten, in Stille aber auch in Gemeinsamkeit. Denkbare Anlässe für den Aufbau der Trauerhaltestelle wären beispielsweise vor Schulen nach Katastrophen wie Amokläufen, Unglücken wie der Loveparade oder Zugunglücken. „Unsere Gesellschaft braucht eine Vereinbarung über öffentliche Trauer“, sagt der Initiator des Projekts, Oliver Wirthmann, Geschäftsführer des Kuratoriums Deutsche Bestattungskultur in Düsseldorf. Die Trauerhaltestelle könne als konsensualer Raum verstanden werden. Es handele sich um einen der Trauer gewidmeten Ort, der Offenheit biete, ohne indifferent zu sein. „Dabei muss Trauer nicht unbedingt mit dem Tod verknüpft sein. Es ist auch möglich, die Trauerhaltestelle bei anderen Verlusterfahrungen wie Scheidung oder Trennung aufzusuchen“, erklärt Wirthmann. Sonderausstellung in Frankfurt und Architekturpreis Einen ersten Auftritt hatte die Trauerhaltestelle in einem Modell in Originalgröße im Rahmen der Ausstellung „DENK MAL. Erinnern im Medienwandel“ im September in der Matthäuskirche in Frankfurt. „Gerade in diesem urbanen Umfeld, das mit den Banktürmen Frankfurts auch für die Kommerzialität unserer Zeit steht, bot die Trauerhaltestelle einen wohltuenden Kontrast“, so Wirthmann. Beim Architekturwettbewerb „Trauer braucht Raum“ des Kuratoriums Deutsche Bestattungskultur, des Bundes Deutscher Innenarchitekten in NRW (BDIA) und der „db deutsche bauzeitung“ 2012 in Berlin erhielt der Entwurf der „Trauerhaltestelle“ bereits einen Sonderpreis. Erste Heimat im fränkischen Münnerstadt Jetzt findet sie ihre erste Heimat als originalgetreues 1:1 Modell im fränkischen Münnerstadt, das mit dem Bundesausbildungszentrum der Bestatter (BAZ) bereits eine bundesweite Institution beheimatet, die sich der Förderung der Bestattungskultur in hohem Maße verpflichtet fühlt. Von den Bewohnern des unterfränkischen Münnerstadt wurde die Trauerhaltestelle bisher sehr positiv aufgenommen. Das Kuratorium Deutsche Bestattungskultur möchte nun Erfahrungen sammeln, wie sich weitere praktische Nutzungen gestalten können. Die Trauerhaltestelle kann aus verschiedenen Materialien gebaut werden und einen festen Platz an einem festen Ort finden. Aber sie kann auch dem Gedanken der Mobilität in unserer Zeit Rechnung tragen und an verschiedene Orte wandern, an denen sie für eine gewisse Zeit gebraucht wird. „Dabei ist der Begriff ,Haltestelle‘ bewusst gewählt“, erklärt Wirthmann. „Er lädt zum Innehalten ein, dazu, sich einen Moment für die eigene Traurigkeit zu nehmen und dann gestärkt wieder aus diesem Raum hervorzugehen, an der Trauer vielleicht auch zu wachsen. Symbolisch steht dafür der Baum, der in einer Ecke des Areals wächst.“ Wer sich für mögliche Adaptionen jenseits kommerzieller Erwägungen interessiert, kann sich an das Kuratorium Deutsche Bestattungskultur wenden. Kuratorium Deutsche Bestattungskultur In Zeiten einer zunehmenden und fragwürdigen Entsorgungsmentalität versteht sich das Kuratorium Deutsche Bestattungskultur als Förderin, Hüterin und Begleiterin einer würdigen und auch modernen Zeiten angemessenen Sepulkralkultur. Wie eine Gesellschaft mit Sterben, Tod und Trauer umgeht, spiegelt ihr Menschenbild, ihre Werte und ihr Selbstverständnis. Der Beginn menschlicher Kultur ist dort zu finden, wo Menschen vor Urzeiten begonnen haben, ihre verstorbenen Angehörigen zu bestatten, zu betrauern und nicht einfach auf freiem Felde liegen zu lassen. Abschiedsrituale, Trauerfeiern, Trauermusik und Bestattungszeremonien sind also ein wichtiger Teil unserer Kultur

Bildrechte pixabay CC RyanMcGuire

 

About the author

Giovanni

Giovanni ist studierter Jurist und Philosoph als Marketingleiter bei einem Mittelständler unterwegs, Geschäftsführer einer Agentur, ehrenamtlicher Sterbebegleiter, zertifizierter Trauerbegleiter, Beirat ITA Institut für Trauerarbeit, Mitgliedschaften: Marketing Club Hamburg, Büchergilde Hamburg, Förderverein Palliativstation UKE, ITA, Kaifu Lodge, Kaifu-Ritter