aa -Tagesimpulse Medizin Naturwissenschaften

Vollmond

Der Vollmond könnte verantwortlich sein, für einen weniger tiefen, oberflächlicheren und kürzeren Schlaf – oder auch nicht.

Gibt es nachweisbare Auswirkungen des Vollmonds auf unser Leben, rsp unser Schlafverhalten? Auf jeden Fall glaube ich fest daran, dass der Vollmond unser Traumverhalten pusht, rsp. zu anderen, intensiveren Träumen unser Gehirn anregen kann. Angeblich soll es keine Effekte für den Schlaf geben.

Bildrechte: Pixabay CC cocoparisienne

der Spiegel schreibt in einem Interview mit einem Schweizer Schlafforscher: ja es gibt nachweisbare Effekte. Wenn wir uns vor Augen halten, dass es nichts weiter ist, als ein bisschen reflektiertes Sonnenlicht, dann fragt man sich schon, ob man den Vollmond naturwissenschaftlich betrachtet nicht deutlich zu Wert beimisst. Zwar kann der Vollmond unsere Straßen erleuchten, aber ob er signifikant unser Gefühlsleben beeinflussen kann wage ich deutlich zu bezweifeln. Vielmehr gilt der Grundsatz, einen hübschen Schuldigen anzuklagen, möglichst noch einen, der unabändlich in der Welt umherschwirrt ist immer gern genommen.

hier nun der Spiegel:


 

 

Verkürzte Tiefschlafphase

Cajochen, der eigentlich den Mythos Vollmond entzaubern wollte, war überrascht. Wider Erwarten fand er bei der Analyse der Daten deutlichere Effekte als gedacht: An Vollmondnächten hatten seine Probanden im Schnitt 20 Minuten kürzer geschlafen, fünf Minuten länger zum Einschlafen gebraucht, ihre Tiefschlafphasen waren um ein Drittel reduziert und der Melatonin-Spiegel war vermindert. Das Hormon regelt den Schlaf-Wach-Rhythmus. Bei Licht wird seine Bildung gehemmt, in der Nacht steigt seine Konzentration im Blut an.

2014 veröffentlichten Forscher des Max-Planck-Instituts für Psychiatrie jedoch eine Studie, die diese Effekte nicht reproduzieren konnte. Angesichts der hohen Probandenzahl von 1265 im Gegensatz zu den nur 33 Probanden Cajochens schien die Sache entschieden.

Aber nur auf den ersten Blick. Cajochen kritisiert, dass die Leute zum Teil gar nicht im Schlaflabor untersucht worden seien, sondern im heimischen Bett. „Dadurch können Sie nicht die Lichtverhältnisse gleichmäßig halten und ausschließen, dass das Mondlicht direkt den Schlaf stört.“ Zudem sei ihr Schlafrhythmus nicht zuvor eingestellt worden. „Diese Vorsynchronisation ist wichtig, weil die Effekte klein sind“, so Cajochen. „Wenn der Tag-Nacht-Rhythmus durcheinander ist, kann man die nicht mit einer einzigen Nachtmessung entdecken.“ Später erschien eine weitere Studiemit 319 Probanden. Sie bestätigt Cajochens Ergebnisse


Die „Süddeutsche Zeitung“ schreibt über eine Wisschenschaftsstudie aus München:

Die Erdströme sind schuld, Elektrosmog, das Wetter – oder eben der Mond. Wenn Menschen nicht schlafen können, suchen sie Erklärungen. Eine neue Studie entlastet nun den Mond als Übeltäter.

Die Hexen tanzen auf dem Blocksberg, und der Werwolf zieht um die Häuser auf der Suche nach Opfern: Vollmond. Kein Wunder, dass die Menschen nicht schlafen können – glauben viele. Doch eine Studie, die kurz vor dem Tag des Schlafes an diesem Samstag veröffentlicht wurde, räumt jetzt auf mit dem Mythos von der ruhelosen Vollmondnacht. Im Gegensatz zu früheren Untersuchungen konnten Wissenschaftler am Max-Planck-Institut für Psychiatrie in München keinen Zusammenhang zwischen dem Schlaf und den Mondphasen finden.

Für die im Journal Current Biology präsentierte Untersuchung analysierten die Forscher große, bereits vorhandene Datensätze über den Schlaf von insgesamt1265 Teilnehmern aus 2097 Nächten. „Nachdem wir diese große Anzahl von Daten ausgewertet hatten, konnten wir frühere Ergebnisse aus anderen Studien nicht bestätigen“, sagt Mitautor und Neurowissenschaftler Martin Dresler. „Wir konnten keinen statistisch belegbaren Zusammenhang zwischen menschlichem Schlaf und den Mondphasen aufzeigen.“

Andere Studien mit viel weniger Teilnehmern hatten hingegen einen Einfluss des Mondes gesehen. Dresler und seine Kollegen suchten weiter. Sie stießen auf Untersuchungen, die wie sie selbst keinen Einfluss des Mondes feststellen konnten. Aber sie waren oft gar nicht veröffentlicht worden. Diejenigen Forscher, die doch einen Zusammenhang fanden, publizierten das. Manchmal könnten es zufällige Treffer gewesen sein, bedingt durch die kleinen Probanden-Gruppen.

Schubladenphänomen

Einmal seien in der Gruppe, deren Schlaf bei Vollmonduntersucht wurde, besonders viele ältere Menschen gewesen – und die schlafen ohnehin meist schlechter als jüngere. So schien der Mythos bestätigt. Die Forscher sprechen von einem Schubladenphänomen. „Dieses Phänomen gibt es in der gesamten Wissenschaft“, sagt Dresler.

Insgesamt bleibe die Studienlage trotz der neuen Untersuchung uneinheitlich, schränkt Alfred Wiater ein. Er ist Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin und Chefarzt der Kinderklinik des Krankenhauses Köln-Porz. „Unbestritten ist die subjektive Komponente, das heißt, dass es Menschen gibt, die das Gefühl haben, bei Vollmond schlechter schlafen zu können. Weiter zu klären ist die Frage, ob es Menschen gibt, die konstitutionell bedingt empfindlicher auf Mondphasen reagieren könnten als andere.“

Geld und Zeit sparen bei der Autofahrt

Einladen, auftanken, losfahren im Sommer geht es für viele Reisende mit dem Auto in den Urlaub. Mit unseren Tipps wird die Fahrt nicht nur entspannter, sondern auch günstiger. mehr …

Was der Vollmond in klaren Nächten bringe und die meisten Menschen tatsächlich im Schlaf beeinträchtige, sei das Licht. „Helligkeit steht der Ausschüttung des Einschlafhormons Melatonin entgegen und hat damit eine schlafstörende Wirkung“, sagt Wiater.

Jenseits des Vollmondes gibt es erwiesene „Schlaf-Störer“: Große Hitze, zu viel Alkohol oder Nikotin. Auch körperliche und psychische Krankheiten können Gründe für gestörten Schlaf sein – und umgekehrt: „Für viele somatische Krankheiten und die meisten psychiatrischen Krankheiten ist gestörter Schlaf ein Risikofaktor“, sagt Dresler. Das reiche von Angststörungen über Schizophrenie bis zu Depression und – im körperlichen Bereich – Herz-Kreislauf-Erkrankungen. „Das ist ein großer volkswirtschaftlicher Faktor.“

Darüber hinaus gibt es laut Dresler Hinweise, dass die Menschen in den Industrienationen immer weniger schlafen. Ob es am Stress im Job liege, an der steigenden Reizüberflutung, an immer mehr Unterhaltungsangeboten oder einfach durch Partylaune, sei unklar.

Gesundheitliche Gefahren durch gesellschaftliche Entwicklungen

Wiater sieht ebenfalls gesundheitliche Gefahren durch gesellschaftliche Entwicklungen. „Dazu zählen Helligkeit und Lärm in der Nacht, die Schichtarbeit, globalisierungsbedingte weltumfassende nächtliche Internetaktivitäten, aber auch Freizeitaktivitäten mit regelmäßigem nächtlichen Schlafentzug und private ausgiebige nächtliche Medienaktivitäten.“ Dass die Menschen sich an das wenige Schlafen gewöhnen oder gar daraus Profit ziehen, ist nicht absehbar. „Anpassungsfolgen im positiven Sinne sind nicht erkennbar.“ Sieben bis acht Stunden Schlaf brauchen den Schlafexperten zufolge die meisten Menschen, manchen reichen fünf bis sechs Stunden.

Vor einiger Zeit widerlegte eine Studie einen weiteren Volksglauben: Dass Schäfchenzählen beim Einschlafen hilft. Die Eintönigkeit soll dabei schläfrig machen. Wissenschaftler der Oxford University untersuchten nach einem Bericht der New York Times in Testgruppen unterschiedliche Einschlafmethoden. Das Ergebnis: Wenn jemand Schäfchen zählte oder an nichts Bestimmtes dachte, brauchte er länger als wenn er sich eine entspannende Szene vorstellte, etwa am Strand oder an einem Bach. Er schlief im Schnitt 20 Minuten schneller ein.

Das Zählen der Schafe fanden die Probanden eher anstrengend und obendrein eintönig. Tipp der Forscher: Nicht Schafe zählen, sondern an Angenehmes und Entspannendes denken


 

Die „Apothekenumschau“, immerhin mit einer Millionenauflage schreibt:

Laut einer Umfrage glauben 92 Prozent der Deutschen an die Einflusskraft des Vollmondes. Angeblich – so heißt es – wird man unter seinem Einfluss trink- und gebärfreudiger. Andere schieben ihre vermehrte Aggressivität auf das helle Rund am Himmel. Was ist dran an den Mythen, die das leuchtende Nachtgestirn verantwortlich für Lust und Liebe macht, für Gewalt und Getränkekonsum, für schlechte Frisuren und schiefe Fingernägel? Und natürlich für den unruhigen Schlaf?

 

20 Minuten weniger Schlaf

Glaubt man der aktuellen Studie eines Forscherteams der Universität Basel, könnte die Theorie vom lunaren Störenfried der Nachtruhe durchaus stimmen. Die Wissenschaftler untersuchten im Labor die Schlafmuster von 33 Menschen. Während der verschiedenen Mondzyklen wurden ihre Gehirnaktivitäten, Augenbewegungen und Hormonfreisetzung analysiert. Das Team um den Schweizer Chronobiologen Professor Christian Cajochen konnte feststellen, dass die Schlafqualität der Teilnehmer bei Vollmond geringer war. „Der Mondzyklus scheint den Schlaf des Menschen zu beeinflussen, auch wenn man den Mond nicht sieht und sich der aktuellen Mondphase nicht bewusst ist“, so Cajochen.

So benötigten die Probanden in Vollmondnächten durchschnittlich fünf Minuten länger, um einzuschlafen und schliefen circa 20 Minuten kürzer pro Nacht. Die wissenschaftliche Erklärung: Der Körper produziert bei Vollmond weniger Schlafhormone (Melatonin). Professor Ingo Fietze, Leiter des Interdisziplinären Schlafmedizinischen Zentrums der Charité in Berlin, glaubt zwar nicht, dass die Baseler Studie ein Beweis ist, hält es aber durchaus für möglich, dass „das Mondlicht eventuell tatsächlich Einfluss auf den Melatoninspiegel und damit den Melatoninrhythmus hat.“

Unruhige Nächte durch helles Mondlicht

Der Schlafexperte ist allerdings davon überzeugt, dass Schlafstörungenin erster Linie andere Ursachen haben. Für unruhige Nächte sorgen primär Faktoren wie Stress, Lärm, zu viel Alkohol am Abend oder zu spätes Essen. Auch Schichtarbeit kann einen gestörten Schlaf-Wach-Rhythmus verursachen. „Das erste oder zweite Kind kann bei Frauen ebenfalls zu Schlafstörungen führen“, sagt er. Bei Vollmond ist es vor allem dem Mondlicht, also der vermehrten Helligkeit geschuldet, dass Menschen schlechter schlafen. „Andere Mondeinflüsse sind bisher nicht messbar oder eruiert“, so der Schlafexperte.

Naturwissenschaftlich sind exakt zwei Einflüsse des Nachtgestirns nachweisbar: die Gravitation, die die Gezeiten der Meere beeinflusst und das Licht. Aber geheimnisvolle, mythische Einflüsse auf den Schlaf des Menschen abseits des gesenkten Melatoninspiegels bei 33 Probanden? Da darf und sollte man skeptisch sein. Die Menschen suchen immer nach Erklärungen, wenn sie schlecht geschlafen haben. Wer ein paar Mal bei Vollmond nachts wach liegt, hat den Schuldigen schnell gefunden.

Mythos Vollmond

Auch andere Mythen, die auf den Erdtrabanten zurückzuführen sind, halten sich hartnäckig. Das Märchen, bei Vollmond gebe es beispielsweise mehr Geburten, ist ebenfalls nicht haltbar. Gynäkologen aus North Carolina haben 560.000 Geburten untersucht und keine Häufungen bei Vollmond festgestellt. Und die Vermutung, dass Operationen bei Vollmond meist komplizierter verlaufen? Auch das ist ein Gerücht. Statistische Zusammenhänge mit dem Mond konnten nie gefunden werden.

Bewiesen sind hingegen lunare Einflüsse auf andere Lebewesen. Auf das Paarungsverhalten bestimmter Meereswürmer beispielsweise. Oder das Orientierungsverhalten kleiner Meeresnacktschnecken. Wir Menschen sollten allerdings andere Ursachen suchen, wenn die Frisur nicht hält, wir Lust auf ein Glas Rotwein haben oder nachts nicht zur Ruhe kommen.

 

About the author

Giovanni

Giovanni ist studierter Jurist und Philosoph als Marketingleiter bei einem Mittelständler unterwegs, Geschäftsführer einer Agentur, ehrenamtlicher Sterbebegleiter, zertifizierter Trauerbegleiter, Beirat ITA Institut für Trauerarbeit, Mitgliedschaften: Marketing Club Hamburg, Büchergilde Hamburg, Förderverein Palliativstation UKE, ITA, Kaifu Lodge, Kaifu-Ritter